Abschiedsbrief von Virginia Woolf an ihren geliebten Mann
Liebster,
ich fühle deutlich, daß ich wieder verrückt werde. Ich glaube, wir ertragen eine so schreckliche Zeit nicht noch einmal. Und diesmal werde ich nicht wieder gesund werden. Ich höre Stimmen und ich kann mich nicht konzentrieren. Also tue ich das, was mir in dieser Situation das Beste zu sein scheint. Du hast mir das größtmögliche Glück geschenkt. Du bist mir alles gewesen, was jemand für einen Menschen sein kann. Ich glaube nicht, daß zwei Menschen glücklicher hätten sein können, bis diese schreckliche Krankheit kam. Ich kann nicht mehr dagegen ankämpfen. Ich weiß, daß ich dein Leben ruiniere und daß du ohne mich arbeiten könntest. Und das wirst du auch, ich weiß es. Du siehst, nicht einmal das hier kann ich ordentlich schreiben. Ich kann nicht lesen. Was ich sagen möchte, ist, daß ich alles Glück in meinem Leben dir verdanke. Du hast unendliche Geduld mit mir gehabt & und bist unglaublich gut zu mir gewesen. Das möchte ich sagen - jeder weiß es. Wenn jemand mich hätte retten können, wärest du es gewesen. Alles andere hat mich verlassen, außer dem sicheren Wissen um deine Güte. Ich kann dein Leben nicht länger ruinieren. Ich glaube nicht, daß zwei Menschen glücklicher hätten sein können, als wir gewesen sind.
Virginia
_________________ Der Kopf denkt weiter als man denkt.
Zuletzt geändert von Otti am Di 28. Mär 2006, 16:49, insgesamt 1-mal geändert.
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