Otti hat geschrieben:
Da er nie wusste was er sagen sollte,
wiederholte er ständig die Worte seines Gegenübers,
nein, eigentlich wiederholte er alles, was er so vernahm.
‚Heiter bis wolkig‘, sagte er gerade, und: ‚Stau, auf der A 8‘.
Selbst die stummen Bewegungen des Maules seines Goldfisches, wiederholte er.
Stand er vor dem Spiegel um sich zu frisieren, zwei Kammzüge links, zwei rechts,
stopfte er sich vorher Oropax ins Ohr.
Er ertrug es nicht, sich bei seinen Wiederholungen zu ertappen.
Hörte er nichts, musste er nicht antworten.
Da er sich in der Öffentlichkeit der Oropaxmethode schämte,
vermied er sein Spiegelbild in Anproben, auf Toiletten, in Schaufenstern,
oder wo auch immer er sich womöglich ertappen konnte.
Geschah es doch, es war nie wirklich zu vermeiden, entschuldigte er sich
bei seinem Spiegelbild.
‚Soll nicht wieder vorkommen‘, pflegte er dann seinem Spiegelbild lächelnd zu sagen
und schämte sich doppelt.
Für seine Wiederholungen und für die Entschuldigungen hinterher.
‚Können es auch 100 Gramm mehr sein‘?
‚Können es auch 100 Gramm mehr sein‘.
‚Ja‘?
‚Ja‘.
Und dahinter der entlarvende Spiegel. Sein Spiegelbild.
Also antwortete er mehr der Fleischwurst, auf die er blickte, als der Verkäuferin.
Im Laufe der Jahre wurde er immer merkwürdiger,
was wohl daran lag, dass er immer merkwürdiger wurde,
und das auf eine ganz liebenswert verschrobene Art und Weise.