Freddy








Dies schrieb ich bei Facebook:
Natürlich wird man sagen: Wieder einer!
Wieder einer, der seine Trauer zu Schau trägt.
Wieder einer, der um 'Likes' bettelt.
Schaut nur, wie traurig ich bin.
Aber dem ist nicht so.
Ich möchte euch jemanden nahe bringen.
Einen, der sonst unerhört bliebe.
Meinen Freund.
Einer, der mit einer anderen Sprache sprach.
Keine, die man mit Worten verstehen konnte.
Der eine Sprache sprach, die aus dem Herzen kam.
Er war nicht jedermanns Freund.
Aber wenn er einen in sein Herz geschlossen hatte,
konnte sich derjenige 'Von' nennen, denn Freddy hat die Menschen erkannt.
Er hatte einen inneren Draht zu ihrer Seele.
Auf die konnte nicht nur er sich verlassen, nein, auch ich.
Er war für mich ein Mittler.
Ein Sachverständiger in Sachen Mensch.
Sagte er, auf seine zähnebleckende Weise, nein,
wusste ich um den Menschen.
Auch mich nahm er nicht direkt an.
Ich musste mir seine Liebe wortwörtlich erkämpfen,
da meine Seele nicht seinem Empfinden entsprach.
Viele Widerstände mussten ausgeräumt werden,
bis er verstand, dass es dieses Gestern und Heute in mir gab und gibt.
Als Freddy mir das erste Mal das Gefühl gab mich zu verstehen,
mich als das zu akzeptieren was ich war und bin,
ist eine Liebe entstanden, die mit Worten nicht zu erklären ist.
Er hatte mich angenommen. Mich.
Ich habe diesem Tunichtgut so viel zu verdanken.
Viele meiner Gedichte wären ohne ihn nicht undenkbar gewesen.
Er hat mein Wesen geändert.
Freddy wurde Teil meiner Familie. Mehr geht nicht.
Warum man an ein Tier sein Herz so verlieren kann?
Weil dessen Liebe von Dauer ist.
Eine Liebe, die keine Einwände kennt.
Nur ein ewiges Bekenntnis.
Du bist in meiner Seele, alter Freund.
Mehr geht nicht.
Jede Menge Schäfchen dort oben im Himmel
Und hier im Garten so viele Geschichten
Die auf der Bank Platz genommen haben
Sich dort ausruhen und darauf warten
Dass jemand kommt um zuzuhören
Während ich dort sitze
den Geschichten lauschend
Zähle ich die Schäfchen am Himmel
Und überlege
Ob sie wohl vom Blau trinken
Ihr Weiß am Ende zu diesem Blau wird
Ein immer und immer wieder
Und immer wieder diese Amsel
In unserem Flieder
Die ihren Senf dazu gibt
Immer ihren Senf zu allem gibt
Eine von den geschwätzigen Dorfweibern
Kommt mir in den Sinn und Freddy
Unten am Stamm lauernd
Weniger am Inhalt ihrer Erzählung mehr
Am Inhalt ihres Federkleids interessiert
Ganz davon abgesehen weiß der Wurm
Durchs Grün kriechend
Nichts davon
Dass Freddy ihm durch seine Anwesenheit
Gerade ein zweites Leben schenkt
Und ich lausche den Schäfchen
Dem Blau und dem Grün
Den Geschichten der Bank und der Amsel
Freddy dem Wurm und dem Wind
Ich lausche meinem Herz und dem Leben
Von dem es erzählt
Womöglich lag es am vollen Mond
Am unverhüllten Blick auf dein Negligé
Deinem gleichmäßigen Atmen,
unterbrochen nur von leisem Lächeln
das deine Träume erfüllte.
Vielleicht lag es auch an Freddy,
der wie immer
in mondscheinüberfluteten Nächten
an meinem Ohr liegend,
mir brummend miauend seine Welt erklärte.
Wahrscheinlich lag es einfach nur daran,
dass ich dich da liegen sah
und mich aufs Neue in dich verliebte.
Heute Morgen sahen wir uns in die Augen
und lächelten.
Wir habe ihn am Abend begraben. Hinten am Holzschober, wo er so gerne den Mäusen auflauerte.
Im Haus ist es sehr still. Wobei...um diese Uhrzeit hätte Freddy eh gepoft.
Aber es ist eine andere Stille. Eine, die nie mehr von Freddys Lebendigkeit erzählen wird.
Kein Warten am Morgen auf seine Rückkehr von den nächtlichen Exkursionen.
Kein Meckern in der Nacht, wenn er uns die Beute seiner Raubzüge zeigen wollte.
Es ist eine Leere, die wohl nie vollständig ausgefüllt werden kann.
Er hat es wieder gepackt, der alte Gauner. Immer und immer wieder bricht er mir das Herz.