so ungeheuer viel ist in diesem gedicht - wo soll ich anfangen ...
allein die "abstellkammer" steht für so vieles, dort werden die dinge gelagert, die gerade nicht brauchbar sind, aber auch nicht weggeworfen werden. sie sollen aus den augen, bis auf weiteres zumindest, so daß man nicht ständig an sie denken muß und sie "aus dem weg" sind - denn der weg geht weiter und in eine richtung, in der man sie vorläufig nicht braucht; oder zu brauchen glaubt.
aber eines tages wird sie vielleicht zu voll, die abstellkammer, oder zu unordentlich, man blickt nicht mehr durch, man merkt, daß man sich um sie kümmern muß. "in fuß" soll sie zunächst einmal vermessen werden, um sie "zu fuß" begehbar zu machen. das bild von einem "zirkel" taucht auch auf, ein weiteres meßgerät auf seine art, um etwas einkreisen, umschreiben zu können. was soll vermessen werden? - all das "halbe" das sich aufgehäuft hat, das unvollkommene, das unvollendete, die halbheiten des lebens, auch das halbierte, die gewaltsamen eingriffe im weitesten sinne, denen ein leben ausgesetzt ist. und "faltbare manuskripte", dem wasser oder der luft überantwortet und jedenfalls einer anderen bestimmung zugeführt als der vielleicht beabsichtigten. aufgeräumt muß werden, alles muß seinen platz finden in der inneren abstellkammer.
und dies alles bei einem licht besehen, wie es dem vollen mond eigen ist - scharf. und kühl, aus einem weiten abstand heraus. das ist die aufgabe.
weißt du, bess, es ist immer ein ganz besonderes erlebnis für mich, wenn mich einmal ein gedicht so packt wie dieses hier, es macht mich richtig glücklich. nun finde ich nur das bild von der abstellkammer und dem, was dort vorgeht, so stark, daß es alles trägt, so daß für mich der titel durch seine abstraktheit ein wenig davon abfällt und ich ihn für mein teil gut missen könnte. das wäre das einzige, was ich mir anders besser vorstellen könnte.
aber sonst, du merkst es ja, bin ich tief berührt und hellauf begeistert und hoffe nur, daß ich deinem schönen gedicht wenigstens annähernd gerecht werden konnte
und da ich es gerade noch einmal lese, fällt mir noch mehr dazu ein, aber ich glaube, ich belasse es für diesmal dabei ...