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Lyrik, Prosa, Fotografie und Gedankengut.
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 Betreff des Beitrags: nämlich
BeitragVerfasst: Do 3. Mär 2016, 21:23 
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den schauer entlang
am rücken hinab
meiner innenseite

erinnre diesen augenblick
in einem andern
der dich formte dich
aus lehm geformt

am längsten sind wir nicht da
dinge wenden das blatt

diesseits jenseits in
groben
zügen

die harke ergreifend
sich zu stillen

_________________
bye, bye, my I


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 Betreff des Beitrags: Re: nämlich
BeitragVerfasst: Fr 4. Mär 2016, 07:43 
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Beim ersten Lesen hatte ich überhaupt nix verstanden. Bein zweiten hoffentlich ein wenig, beim dritten dämmerte es mir.
Diese Dämmerung kann aber auch trügerisch sein.
Geht es um die Erinnerung an einen Verstorbenen? Um Leid, das durch Gartenarbeit besänftigt werden soll?
Mittelgewichtig einen liegenden Schlauch beschwerend:
Heidrun


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 Betreff des Beitrags: Re: nämlich
BeitragVerfasst: Fr 4. Mär 2016, 15:15 
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smiley_52:


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 Betreff des Beitrags: Re: nämlich
BeitragVerfasst: Fr 4. Mär 2016, 20:00 
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Was mir einfällt zum Gedicht:

Sind es manchmal die Dinge - nicht nur die Menschen -, die "das Blatt" im übertragenen Sinne wenden?

stillend - Stille schaffen. Hunger, Durst, Schmerz, Sehnsucht stillen.

Das Ich (nirgendwo das Wörtchen "ich", als ob es selbst am unwichtigsten sei) ist in Erinnerungen.
Vielleicht von einem Regen(schauer) ausgelöst, vielleicht von einem Erschauern, das unwillkürlich mit unseren Gedanken die Haut erreicht.

Es geht um ein "du". Vielleicht ein vergangenes du. An die Schöpfung wird erinnert, der Mensch, aus Lehm geformt.

Das Zitat (?). am längsten sind wir tot.
Möchte ich für mich erweitern in: am längsten sind wir nicht da.
Vielleicht sind wir auch am längsten Ungeborene.

Aber dass der Tod Ewigkeitscharakter hat, wird klar gemacht.
Die Herbstzeit des Gedichtes, Blätter harken, weist auch auf Lebensende.

Trauer stillen.


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 Betreff des Beitrags: Re: nämlich
BeitragVerfasst: Fr 4. Mär 2016, 20:08 
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Liest du schon mal Gedichte oder Texte von Friederike Mayröcker? "nämlich" ist eines ihrer Lieblingswörter.
Fiel mir gerade noch ein. Eine Sammlung Gedichte von ihr heißt "dieses Jäckchen (nämlich) des Vogels Greif".


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 Betreff des Beitrags: Re: nämlich
BeitragVerfasst: Fr 4. Mär 2016, 21:16 
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vielen dank euch! vielleicht kann ich dich ja doch noch ein wenig vom schlauch herunterlocken, heidrun.
eher sinnbildlich, das mit der harke zum beispiel.

deine beobachtungen reichen sehr weit, bess, viel mehr will ich dazu lieber auch nicht sagen.
was das zitat angeht - ich weiß nicht einmal, ob es eines ist, ich habe selbst netzweit danach gesucht, weil es mir von irgendwoher im gedächtnis steckte, aber ich kann es nicht wiederfinden, weder in dieser, noch in einer ähnlichen form. deine erweiterung der bedeutung gefällt mir sehr, entspricht besser meiner absicht, deshalb würde ich sie gern übernehmen, wäre das in ordnung für dich?
und da dieser satz ja schon rein optisch eine art mitte des gedichts bildet, kreist der rest gedankenverbindlich darum herum, so etwa war´s gedacht.

das mit dem "nämlich" bei friederike mayröcker war mir nicht bewußt. ich habe ehrlich gesagt so meine schwierigkeiten mit ihrer lyrik, ist nicht so richtig mein fall, deshalb habe ich schon lange nichts mehr von ihr gelesen. als titel sollte es eine gewisse doppelte bedeutung andeuten, die übertragene und auch die vom wort "name" abgeleitete - was den gedanken wieder auf das ungenannte "ich" leiten könnte ... smiley_65:

smiley_101:

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 Betreff des Beitrags: Re: nämlich
BeitragVerfasst: Fr 4. Mär 2016, 22:14 
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Liebe Eva,
nämlich von Name - dass ich darauf nicht gekommen bin.

Nimm dir, was gut für dich ist im Text!
Dieser Satz steckt mir im Herzen, ich bedauere nicht, dass ich einmal tot sein werde und das lange.
Aber dass ich nicht mehr da sein werde, nicht mehr dabei sein bei Kindern und Enkeln, Leben und Bäumen und Regen und Sonne.

Aber auch ein Totsein im lebendigen Status gibt es ja. Versteinert, verbittert, erstarrt. Und auch dafür ist es - aus Sicht der Welt, der anderen, ein nicht mehr Da-Sein. Der Mensch ist nicht mehr greifbar, nicht ansprechbar.

Die Gedanken passen zu unserem Draußen heute, heftiger schräger Schneefall. (bald wieder abgetaut) Und mir ist so nach Sonne.

Abendgruß, die parallele


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 Betreff des Beitrags: Re: nämlich
BeitragVerfasst: Fr 4. Mär 2016, 22:56 
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danke dir, bess!

gruß aus einer ziemlich fiesen grauen rohen kälte ... smiley_58:

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 Betreff des Beitrags: Re: nämlich
BeitragVerfasst: Sa 5. Mär 2016, 07:09 
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Es ist nämlich so:

Zitat:
"Die Literaten schreiben für die Literaten, die Wissenschaftler für die Wissenschaftler, indes das Publikum leer ausgeht."

Aus: Mein Leben, Marcel Reich-Ranicki


smiley_36: smiley_8: smiley_2:


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 Betreff des Beitrags: Re: nämlich
BeitragVerfasst: Sa 5. Mär 2016, 08:16 
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wozu bräuchte es sonst alle lehrer, rezensenten, journalisten, verfasser sogenannter populärwissenschaftlicher bücher, filme usw. usw. - kurz gesagt: alle vermittler? smiley_65:

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 Betreff des Beitrags: Re: nämlich
BeitragVerfasst: Sa 5. Mär 2016, 14:42 
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Eva hat geschrieben:
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jedes nicht festgehaltene wort ist ein verlorenes wort - schreiben gegen die zeit, die noch bleibt ©mbpk


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 Betreff des Beitrags: Re: nämlich
BeitragVerfasst: Sa 5. Mär 2016, 18:02 
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danke dir!

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