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 Betreff des Beitrags: umlauf
BeitragVerfasst: Do 20. Okt 2016, 06:59 
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umlauf


steine geschleudert
in den tiefen raum
sind schwerelos
nur wir sind schwer

welchen weg gibt es
hinaus oder hinein

für mich in meinem leben
für dich in deinem leben

alle wesen in ihrem kampf
suchen nach ihrer unsichtbarkeit
drücken sich eine mulde zurecht
in der sie schlafen schlafen

und doch nimmt
es
uns mit

_________________
bye, bye, my I


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 Betreff des Beitrags: Re: umlauf
BeitragVerfasst: Do 20. Okt 2016, 16:32 
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smiley_35: schwierig...

ich versuchs mal:

ich verstehe was von einem (gemeinsamen) innrem universum, in dem sich steine "herumtreiben". unverdaute, sinnfreie, sinnlose oder grundlose vielleicht.
dann ist da die frage von einem (aus)weg und die rede von zwei (für mich, für dich), eine beziehung vielleicht. und eine frage im umgang mit den schwerelosen steinen.
und der daraus resultierende raum das wesen in ihrem kampf und dem schutz davor. die mulde für ruhe schlaf und erholung, um den steinen
auszuweichen, eine art schutzgraben/schützengraben ...ein raum, ein raum aber auch der gefahr und des todes - der schlaf der schlafe, (und doch nimmt es uns mit)
das lese ich da heraus.

ein nachdenkliches werk, eva.... und tief und schwer zu erfassen, für mich zumindest im moment.
aber vielleicht komm ich dem was du sagen möchtest doch nah, mit meinem gestammel heute ...
bin bisschen arg zerstreut heute, tschultigung... smiley_52:


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 Betreff des Beitrags: Re: umlauf
BeitragVerfasst: Do 20. Okt 2016, 19:25 
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interessante gedanken ... danke dir smiley_98:

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 Betreff des Beitrags: Re: umlauf
BeitragVerfasst: Do 20. Okt 2016, 20:33 
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Mit der dunklen Jahreszeit scheint die schwerere Kost zu kommen. Der Körper braucht Fett gegen die Kälte und in den Gedichten häufen sich Steine.

Mmh, bei mir kommt das an oder wird ausgelöst:

Umlauf, eigentlich solch eine Mappe mit Inhalt, die an verschiedene Leute weitergereicht wird zum Lesen und, abgezeichnet, an den nächsten geht.
Könnte ich sagen, etwas, das umläuft wie die Erde, wie die Jahreszeiten? Der Mensch, seine Gedanken. Ein ewiger Kreislauf?

Die Steine ... mir scheint, das Werfen bewirkt zweierlei, sich von etwas Schwerem befreien - und mit dem Stein einen Raum auszuloten. Wie lang braucht der Stein im Brunnen, bis er auf Wasser trifft. Loten wir nicht immerzu Räume aus? Mir kommt es so vor. Wir suchen einen Stand. Eine Sicherheit. Dazu brauchen wir Kenntnisse über den Raum und seine Grenzen.

Ich ahne: das Werfen hat die Steine leicht gemacht, das Gewicht der Steine aber ist bei uns verblieben. (Es gelingt uns nicht, alles, was bedrängt und bedrückt von uns zu werfen)

Zwei wichtige Zeilen über den Raum folgen. So deute ich es. Wo geht es hinein, wo hinaus. Ungeschrieben steht für mich dahinter: welcher Raum folgt? Welche Veränderung bewirkt ein Hineingehen, ein Hinaustreten? Das Leben als Raum? Das erweiterte, mögliche Leben als Raum?
Zitat:
alle wesen in ihrem kampf
suchen nach ihrer unsichtbarkeit
drücken sich eine mulde zurecht
in der sie schlafen schlafen

Vielleicht lese ich zu schwarz. Aber hier scheint mir die Unsichtbarkeit für Tod, die Folge des endlichen Lebens, zu stehen.
Suchen wir sie, die Unsichtbarkeit? Denken wir darüber nach, wird es eine Unsichtbarkeit, aber eine vorhandene "Seele" geben?
Mir fällt es schwer, immer wieder, dass Tod Aus und Nichts und Weg bedeutet. Kein unsichtbares Weilen in der Welt oder Zwischenwelt.
Die Mulde, die mag ich. Eine Mulde drücken, eine weiche, runde Form. Zusammenrollen, keinen Widerstand mehr bieten, stille sein. Schlafen.

Es geht um "alle Wesen". Darin sind wir eingeschlossen. So verstehe ich es.

Aber dann, die letzten Zeilen, verstehe ich nicht mehr. Jetzt steht das Ich nicht mehr mittendrin, sondern scheint von außen zuzuschauen und Mitleid zu empfinden. Es könnte auch die Anstrengung von uns selbst, die Trauer um uns sein.
Zitat:
und doch nimmt
es
uns mit

Schwierig. Ich hänge am Wörtchen "doch". Warum doch? Meint es, obwohl wir alle in einem Boot sitzen, alle diesen Kampf kämpfen, tröstet es nicht, dass wir nicht allein damit sind?
Könnte auch so für mich stimmen:
Zitat:
und nimmt
uns mit

Wird sicher noch weiterarbeiten in mir, dieser Text.


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 Betreff des Beitrags: Re: umlauf
BeitragVerfasst: Do 20. Okt 2016, 21:48 
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ich mag gerade das "doch" in den letzten zeilen, bess. weil es warnt, es sich in der mulde nicht zu gemütlich zu machen. die drohende gefahr, oder eine drohende gefahr unterstreicht.
es ist wachsam in den zeilen.


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 Betreff des Beitrags: Re: umlauf
BeitragVerfasst: Do 20. Okt 2016, 22:24 
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Registriert: Do 20. Aug 2015, 21:02
Beiträge: 2190

Das ist das Besondere am Schreiben (und am Malen und Komponieren und und und), dass das Werk uns entgegensieht und wir in es hineinlesen. Deuten. Empfinden. Da darf jeder "anders". Es ist auch sehr interessant, wenn man später vom Autor etwas über Auslöser oder Intention erfährt. Ich kann ja auch so herrlich falsch liegen mit meinen Deutungen, dass es der Autorin im Magen grummelt oder dass sie laut lacht. Nun, wir versuchen unsere Annäherungen. Du und ich, Annabel. Und wenn die/der Dritte dazu schreibt, leuchtet er es noch mal neu aus.
:mrgreen:


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 Betreff des Beitrags: Re: umlauf
BeitragVerfasst: Fr 21. Okt 2016, 06:55 
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Genau so ist es, laßt euch bloß nicht abhalten von euren eigenen Gedanken und Reaktionen, die sind das, was mich interessiert. Sobald ein Gedicht hinausbefördert ist in den "tiefen Raum", sind die Intentionen des Autors nur noch insoweit von Belang, als es ihm gelingt, sie dem Leser mit-zu-teilen. Im Übrigen fügt sich der Leser dem gedanklichen und bildlichen Umfeld des Gedichts hinzu, das ist das Spannende daran. Vielen Dank euch! smiley_47:

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 Betreff des Beitrags: Re: umlauf
BeitragVerfasst: Fr 21. Okt 2016, 07:11 
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Eva hat geschrieben:
umlauf


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