Herr von Olpe aus Olpe im Sauerland, ein Schwenkgrill in seinem Garten stand. Und kam die schöne Grillwurstzeit, die Holzkohle qualmte weit und breit, da packte, wenn’s Sechse vom Kirchturm scholl, Herr von Olpe die Plastikteller voll. Und kam der Nachbar, so rief er: „Heinz! Willste zwei Würstchen oder nur eins?“ Und kam der andre von Hausnummer vier, dann rief er: „Erich, ich geb dir ein Bier.“
So ging’s viele Jahre, bis irgendwann Herr von Olpe sich zu verändern begann. Es kam die goldene Grillsaison, sanft quoll der Rauch vom Schwenkgrill schon, da klagte von Olpe: „Ich kann nicht mehr.“ Er gab Schürze, Zange und Bierglas her, schob unter Tränen den Teller weg, das Bauchfleisch auch und das Besteck. Die Gattin, Ratlosigkeit im Gesicht: „Schatz, schmeckt etwa heute das Bauchfleisch nicht?“ Von Olpe sagte: „Mit Grillen ist’s aus. Ich mag nicht mehr essen, ich gehe ins Haus.“
Die Familie war sprachlos und ungewiss. Des Rätsels Lösung: Am Kaugebiss hatte Löcher genagt der Zahn der Zeit, Ruinen leuchteten weit und breit, und biss Herr von Olpe in knusprige Krusten, dann schmerzten die Zähne, was die Leute nicht wussten. Und sagte der Heinz: „Junge, trinkste eins mit?“, dann verbarg er mit Mühe die Pein, die er litt.
Die Zeit verstrich. Der Zahnschmerz zwang Herrn von Olpe zum elenden Büßergang. Er besuchte den Zahnarzt. Der sagte nur: „Nichts als Ruinen auf weiter Flur. Sehr mühsam ist’s, sie abzuräumen. Da hilft es nicht, sich aufzubäumen.“ Von Olpe mochte nicht mehr sitzen. Der Doktor zwang ihn mit vier Spritzen. Es wurde dämmrig, schwarze Nacht, und als von Olpe neu erwacht, da spürt er Taubheit weit und breit, die Ruinen sind fort, das wurde auch Zeit! Erleichert ruft er: „Fort die Pein! Fum nächften Grillfeft lad ich Fie ein!“
Er eilt nach Haus. Ach, welch Verdruss, als er im Spiegel sehen muss, dass statt Ruinen in dem Munde nichts weiter ist als eine Wunde. Ganz zahnlos sieht er sich als Greis, empört ruft er: „Was für ein Scheiß! Ich bin untauglich ohne Zähne, was ich bald vor Gericht erwähne!“ So schimpft er laut. Das ist nicht recht. Er kennt den Zahnarzt leider schlecht. Der wusste, was er damals tat, als er ihn zur Behandlung bat.
Er schreibt ihm: „Kommen Sie bald her zur Zahnanpassung, bitte sehr!“ Ein neues Gebiss hält er bereit, die Zähne leuchten weit und breit, er setzt es ein, tatsächlich, es passt, Herr von Olpe ist selig. In seiner Hast zieht’s ihn nach Haus und er freut sich schon auf die Neueröffnung der Grillsaison.
Von der Geschichte die Moral: Der Zahnschmerz führt zur Höllenqual. Es bremst den Grillfreund ganz gewiss ein ruiniertes Zahngebiss. Wer Liebe hegt zu Steak und Würsten, muss täglich seine Zähne bürsten.
Lieben Gruß an alle Grillfreunde
polli
_________________ Die Zeit schreitet voran. Und du, Mensch?
S. J. Lec
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