38. Isolierung der Bitte, Teil 5
Eine Bewegung der Hand ist die Sprache des Hungers, eine Geste, eine Mimik. Wäre sie von Jean Louis Barrault, hätten sich die Kritiker überschlagen....doch die Bewegung stammt nicht von ihm, sie ist lediglich ein Zeichen von Schwäche, eine Bitte. Denkt an uns! Eine Bewegung der Hand, eine simple Bewegung, eine von Schwäche gelenkte Hand zum Mund. „Hunger„ ! Ich habe Hunger! Meine Kinder hungern ! Nein, wenn ihr was habt, gebt erst ihnen.............
Wenn sich ein einziger Sonnenstrahl in eine Hütte verläuft, ist es die Krönung, und fünf Körner Reis in der Hand eines Hungernden sind noch höher zu bewerten. Oft spricht man von Barmherzigkeit, etwas das schwer zu verstehen ist, man spricht von Liebe, von Mitleid. Eine Bewegung der Hand ist das Morgenrot, ein letztes Mal wird der Körper eins, um dann zu sterben. Man vergeudet Milliarden, aber solange noch Menschen hungern, solange es noch Menschen gibt,die mit einer Bewegung der Hand unsere Herzen aus Scham schneller schlagen lassen, solange muss und darf es nur eines geben.
Die Tränen in den Augen sind wie verwelkte Kristalle der Trauer. Der Tod ist die Erlösung aus dem Kerker. Die Isolierung der Bitte bewirkt das Ausnützen der Gutmütigkeit. Der Nächste, der die Bewegung nachvollzieht, ist des Todes
39. Die Superchristin
Die alte Frau nahm das Kreuz Küsste es sanft und legte es auf den Tisch. Sie betrachtete es während des Abendbrots. Dann stellte Sie es auf den Fernseher Sah dabei die Krimiserie an Ab und zu auch mal das Kreuz. Dann nahm Sie es mit ins Bett Sagte ihr Nachgebet Und schlief, das Kreuz fest umklammernd, ein.
Am nächsten Tag Schimpfte sie wieder auf den Hausmeister Er sei viel zu nett zu den Ausländerkindern Schrie den Metzger an, das Hackfleisch wäre zu fett Stieß einen Jungen beiseite, weil er im Hof Ball spielte......
Am Abend Nahm die Frau das Kreuz Küsste es sanft und legte............
40. Christlicher Atheist
Lass uns die Tränen messen Um das Leid zu ergründen, das vom Feuer ausgeht. Der Mensch, der sich auch so sieht Ist nicht minder ein Christ als ein Atheist. Ich kenne keinen, der von sich behauptet -- Ich glaube nicht an Gott -- Und trotzdem Gutes tut. Lass uns das Lachen hören Das Kinderlachen So wie einst auch dieser lachte Der Gott, der uns Mensch wurde
Symbole der Reinheit am Horizont Ein Licht jenseits des Lebens Jenseits des Todes Jenseits aller Die starben, damit andere leben.
Wenn ich was Gutes tue Tue ich es nicht für mich Auch nicht, weil es die Erziehung vorschreibt Der Respekt, die Bewunderung Wie ein Regenbogen um die Sonne. Ich kenne keinen der von sich behauptet -- Ich glaube nicht an Gott -- Und trotzdem Gutes tut. Wenn er es trotzdem behauptet, lügt er.
_________________ Bleibe Dir immer treu
|