Du! Da war ich letzte Woche beim Praktiker. Und da ist mir ein Satz hängen geblieben. Nicht so direkt hängen geblieben, muss ich sagen. Weil erst war er weg, und nun geht er nicht mehr weg. So ´en Typ sagte da zu der Frau an seiner Seite: „Wir brauchen noch ein Mittel, dass die Dichtung nicht einfriert.“ Also…wie gesagt. Da hörste so was, und dann isses wieder weg. Machste dir gar keinen Kopf drüber. Und dann sitzte in der Badewanne. Wegen Sitzbad. Von wegen Prostata, von wegen Schmerzen, von wegen „ich bin alt“. Und da du ja nix weiter zu tun hast, lässte dich dort treiben. Weißt schon. Mehr gedanklich…weil Sitzbad. Warten auf Treibgut und so. Und auf einmal, klick! „Wir brauchen noch ein Mittel, dass die Dichtung nicht einfriert.“ Denkste. Bräucht ich auch. Weil Dichtung geht gar nicht mehr ab. Scheint vollkommen eingefroren. Hängste in so ´nem Heimatroman und kommst nit mehr raus. Quasi Dichterseele ade. Und schon denkste. Von wegen „Gibt’s doch gar nicht“ Wenigstens so ein kleines Gedichtchen, Marke Haiku oder so. Und dann denkste hin und her. Und passiert gar nix. Versuchte die alten Meister zu befragen. Passiert noch weniger. Und dann denkste: Mensch früher, denkste, haste jeden Tag ein Gedicht gedacht. Und je mehr du es zu zwingen versuchst, umso weiter weg der dichterische Kopf. Quasi Dichtung eingefroren. Und dann sitzt ´de da, in der Wanne, und kommst dir vor wie der mit dem Entchen. Spürst de, dass da nicht mehr viel los ist, von wegen Dichterei. Und dann wird’s einem auf einmal ganz schön kalt. Fragste dich, was das nun noch alles soll. So ganz ohne und überhaupt. Und dann kommt dir der alte Heine in den Sinn. Sitzt ´de da, wie die Loreley auf ihrem Felsen. Guckst hinab in deine Seele und denkst: Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin…
_________________ Der Kopf denkt weiter als man denkt.
Zuletzt geändert von Otti am Mo 27. Nov 2006, 09:13, insgesamt 1-mal geändert.
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