Du!
Letzte Nacht hat sich der volle Mond verirrt.
Iss ja eigentlich eher mit uns Menschenkindern so.
Wir verirren uns im vollen Mond. Verwirren uns.
Aber letzte Nacht iss er, der Mond, von seinem Weg abgekommen.
Und so mir nix dir nix auf der Erde gelandet.
Und ich, ja von jeher eines dieser verirrten Mondenkinder, habe es gesehen.
Ei die weil ich draußen im Feld irrte.
Iss manchmal so, wenn er so vollen vor sich hin strahlt, der Mond.
Dann zieht´s mich hinaus aufs freie Feld.
Dorthin, wo ich am besten mit ihm schweigen kann.
Ja, und letzte Nacht irrte er auf seinem Weg.
Es war ganz merkwürdig.
Er kam immer näher, der Mond, und obwohl er immer näher kam,
wurde er nicht größer.
Ich erkannte sein Näherkommen daran, dass ich sein vernarbtes Angesicht
immer deutlicher sah.
All die kleinen namenlosen Krater wuchsen und wuchsen.
Ich konnte sie gar nicht so schnell benennen und grüßen.
Näher und näher kam er.
In einem Augenblick stand er direkt über mir, im nächsten landete er.
Direkt vor meinen Füßen.
Ich streichelte ihn, diesen Mond, der kaum größer hier unten war, als dort oben,
wenn er vor dem schwarzen Vorhang seine Bahnen zieht.
Ich bestaunte Kepler und Kopernikus, berührte das Meer der Ruhe.
Hörte den Mond raunen: Manchmal ist mir alles so schwer, so schwer.
Diese ewige Bahnen, der Klang der traurigen Sonne, die niemals dunkeln darf,
und darüber mein Flehen nach Licht. Manchmal ist alles so schwer, so schwer.
Ich rief: Moment, lief nach Hause und kam kurz darauf zurück.
‚Hier, nimm dies‘, sagte ich, und legte dem Mond eine kleine Laterne
in einen seiner Krater. Es war so eine Laterne mit Solarzelle, die uns jede Nacht
einen Stern in den Garten zaubert.
‚Danke‘, raunte der Mond, ‚es wird Zeit zu ziehen‘.
Langsam hob er von der Erde ab.
Alles, was von ihm blieb, war ein kleiner Krater, dort,
wo er sich von seinen ewigen Bahnen ausgeruht hatte.
Und wenn du genau hinschaust, auf den Mond, in dunkler Nacht,
siehst du ein Licht, aus dem großen dunklen Krater leuchten.