Novembermond
Als wäre es immer so gewesen, als gehörte es sich so. Ich wußte es schon die ganze Nacht, weil es draußen strahlend hell war. Hoffte auf ein weiteres Mal. Und da war es, als ich aufstand. Wie immer. Nein, das wäre übertrieben, aber ein Dutzend Male vielleicht – reicht das? Gute Frage, das mit dem Reichen. Die Erwartung immer wieder. Erwartung wovon? Warum blieb der Augenblick einmal als magisch im Gedächtnis, mit einer Stimmung drumherum. Die Küche in deiner Wohnung im dritten Stock in der Stadt, der Blick durchs Fenster nach Westen. Kaffeeduft, Wärme, du beim schnellen Frühstück, du mußtest ja los. Nur wenige Worte, es war früh am Morgen. Aber der Mond im Fenster. Eine Station. Es war dies immer die Zeit der Weiterreise. Ich ließ wieder alles zurück. Das Abreißen der Verbindungen, der Gespräche. Und ihr winktet, bye, bye. Ist es heute anders, nur weil er wieder da ist, in dieser Weise, in meinem Fenster nach Westen. Wovon werde ich mich heute verabschieden? Tut man je etwas anderes, täglich, täglich? Derselbe Mond, zur selben Zeit. Etwas Verläßliches im Wolkentreiben, etwas, das immer wiederkehrt im November. Nur ich kehre nicht wieder. Es ist nur eine Illusion, Jahr für Jahr. Kann sein, nächstes Mal bin ich nicht mehr da, aber er wird da sein, unendlich weit über mich hinaus. Undenkbar weit. Unzählige November, auch wenn sie nicht mehr so heißen werden.
(für Helga, mit Dank, daß du mir Station sein mochtest in manchem November)
_________________ bye, bye, my I
Zuletzt geändert von Eva am Di 7. Nov 2006, 07:46, insgesamt 1-mal geändert.
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