22:40uhr. türkei. ich ertrinke im kalten braun eines ledersessels. meine nase ragt gerade noch aus dem original chesterfield heraus. rind, verraten mir die nasenflügel. meine augen, blicken über die rub off straßenkarte in den raum hinein. das ambiente gaukelt england, spätes 18tes jahrhundert. nebenan die eingangshalle. sie ähnelt einer moschee. türkei, frühes 16tes jahrhundert. es regnet mosaiks von der decke, den wänden. sie vermischen sich mit den mustern der hereke- und dösemealti teppichen. die teppiche bilden die grenze zwischen den welten. hier ein dicker roter, der in jede bar dies- und jenseits des okzidents passen würde. dort knoten an knoten vergangenheit. dazwischen ich. gefangen in diesen bildern. wie einer, der beim besuch einer gemäldeausstellung, rahmenlos, von einem bild zum anderen geht. alles verläuft. doch der raki bringt mir mit seinem milchigen grau klarheit. ich rahme mir die bilder im kopf. das, was von mir übrig ist, lauscht den klängen. stereo. mein linkes ohr gehört der pianospielerin, die selbstvergessen, die kuppel der eingangshalle mit satie zum klingen bringt. das rechte ohr hört auf die orientalischen klänge in der englischen bar. langsam öffne ich die tür zwischen den gehörgängen, lasse beide melodien miteinander tanzen. es klingt, als würde bukowski weinen. gut so. ich klimpere mit den eiswürfeln, die traurig in meinem glas schwimmen, ~ as time goes by ~, bis mir mein türkischer sklave ein neues bringt. mittlerweile hat die pianistin längst den versuch beendet, die leeren köpfe der gäste mit leben zu füllen. sie spielt etwas von frank sinatra, weiß sich auf dem sicheren weg. ich könnte kotzen. links von mir lächelt mich ein englischer bücherschrank an. ich wanke hin, hoffe dort ein wenig erlösung zu finden. finde stattdessen danella und pilcher. gerade als ich mich umdrehen will, um alles was mich umgibt, lese ich diesen buchtitel: guten morgen, mitternacht. ich blicke auf die uhr und verstehe. blättere langsam seite für seite. warte auf erlösung. finde sie… …auf seite 18.
guten morgen, mitternacht! ich komm jetzt nach haus, der tag ist meiner müde – wie könnte ich seiner müde sein?
das sonnenlicht war so süß, ich wäre gern geblieben – doch der morgen wollte mich nicht - jetzt – drum gute nacht, tag!
emily dickinson
_________________ Der Kopf denkt weiter als man denkt.
Zuletzt geändert von Otti am Mi 24. Jan 2007, 08:25, insgesamt 1-mal geändert.
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