"was nicht umbringt, macht stark"
immer sagten die frauen besonders die tanten als ich klein war, mir rote schuhe wünschte so gern tanzte und es liebte, von starken armen gefangen und gewirbelt zu werden oder ganz versunken in der knopfkiste zwischen den bunten schätzen wühlte
"du bist ein unmögliches mädchen mit zwei linken händen dazu pass auf, später bekommst du keinen mann ab"
und ich schmollte war doch nicht link nur ehrlich sie ließen mir keinen platz und ich trotzte "ich will keinen mann, wir kommen doch gut auch ohne aus"
und außerdem - nicht möglich? aber ich war doch, also auch möglich und wenn sie nicht hinsahen nahm ich meinen bruder an die hand:
in der großen küche drehten wir uns bis mir schwindelig wurde, ich taumelte, mich fallen ließ und der himmel über mir zusammen brach welch ein entzücken ich jauchzte
und schwieg ansonsten denn schreien war verpönt auch weinen nicht angebracht so blieb ich starr und still als dagmar, meine rivalin um karl heinz der mich erröten machte, weil ich ihn heimlich liebte wie nur ein backfisch lieben kann mir die tote ratte in den ausschnitt steckte und monika und karin dabei meine arme festhielten wie sie lachten und johlten, werde ich wohl nie vergessen
ich rannte, als alles vorbei war, und ich wieder frei nach hause, wo mich niemand tröstete, denn ich war schon groß dreizehn mich ekelte auch nach der dusche noch
damals versprach ich mir: niemals mehr und blieb lange für mich allein
fast vergessen es war das ende der schrecken und der anfang von... denn in jenem jahr verprügelte ich lorenzo mitten auf dem schulhof alle sahen zu das maß der schikanen war voll und meine klassenlehrerin sie war ein lediger engel mit kind und hat nicht nur mich gerettet stand daneben und feuerte mich an diesen triumph trug ich in mein leben, wie eine goldene krone die brust geschwellt und zu voller größe aufgerichtet
Zuletzt geändert von Angie am Do 12. Jul 2007, 20:56, insgesamt 1-mal geändert.
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