Nachdem ich das Buch vor ein paar Wochen zum ersten Mal gelesen hatte, dachte ich, nee, darüber kannst du nichts schreiben. Dann las ich es in den letzten Tagen noch einmal und stelle nun fest, daß ich immer noch nichts darüber schreiben kann, was diesem Buch auch nur entfernt gerecht werden könnte. Man kann es ganz sicher auf mehreren Ebenen lesen, in dieser Eigenschaft erinnert es mich zum Beispiel an die Harry Potter-Bücher; Kinder werden es anders lesen als junge Leute oder Erwachsene oder alte Leute; aber alle werden es lesen und etwas ganz Besonderes davon mitnehmen, denn es ist sozusagen ein Buch für das ganze Leben. Ich habe selten ein so dichtes Buch über so viele wichtige Fragen gelesen und dachte oft, mein Gott, wenn es solche Bücher gegeben hätte, als ich jung war und mich mit solchen Fragen herumschlug, dann wäre vielleicht auch manches anders gelaufen. Aber sei´s drum, ich kann ja jetzt meine Freude dran haben.
Dabei ist es kein Buch über Erfreuliches. Oder? –
Eigentlich geht es doch in jedem Alter, zu jedem Zeitpunkt nur um eines: den Tag zu ergreifen und das Beste draus zu machen. Dies gilt für todkranke Kinder wie für Neunzigjährige, und der Unterschied, wann man stirbt, ist letztlich von geringerer Bedeutung, als gemeinhin angenommen wird. Auch ein todkrankes Kind kann ein volles Leben gelebt haben, wenn es geliebt wurde und die Möglichkeit hatte zu lieben. Wir wünschten, daß kein Kind zu sterben brauchte, aber Kinder sterben wie alle Menschen in den unterschiedlichsten Altern und aus den unterschiedlichsten Gründen, daran ist offenbar nichts zu ändern, denn, wie der Autor John Green immer wieder sagt: Die Welt ist keine Wunscherfüllungsmaschine.
In diesem Buch hat es ein paar junge Leute, sechzehn Jahre alt, getroffen, die sich jahrelang mit Krebs herumschlagen müssen und dann doch nicht überleben – der schlimmste denkbare Fall, unerträglich für alle Beteiligten. Aber da das „Unerträgliche“ ja in jedem Fall dennoch ertragen werden muß, kann man die einem verbleibende Zeit auch nutzen – zum Lieben und zum Nachdenken. Worin sich, wenn man es richtig bedenkt, die Lage derjenigen, deren Zeit so offensichtlich bemessen ist, in nichts unterscheidet von der Lage jedes anderen Menschen auch.
In diesem Buch wird auf einzigartige Weise über die Lage des Menschen und über seinen Platz im kleineren bis zum ganz großen Zusammenhang nachgedacht. Die jungen Menschen des Buches erleben sich ihr Leben aufgrund ihrer zugespitzten Situation bewußter als andere, unbeschwertere Menschen, aber soll man sie bedauern dafür? – Nein, das ist das Letzte, was sie sich selbst wünschen, bedauert werden. Dafür haben sie keine Zeit mehr, sobald sie gemerkt haben, wieviel Lebendigkeit ihnen ihre Suche nach den Gründen schenkt. Vergessen wir nicht, daß es todgeweihte Krebskranke gibt, die allen Ernstes, das heißt, vollkommen ernsthaft behaupten, die Krankheit sei das Beste, was ihnen je passiert ist. Bücher wie dieses hier erzählen uns nicht nur eine wahrhaft traurige, tragische Geschichte über zwei junge Menschen, denen eine „normale“ Lebensspanne nicht vergönnt war, es sagt uns etwas ungeheuer Wichtiges über das Menschenleben selbst – ganz gleich, wie kurz oder lang oder leicht oder schwer.
Der Weg zu einem Leben, das diesen Namen verdient, führt über viel Trauer, Bitterkeit, Verzweiflung und Wut über das Schicksal, sie bleiben niemandem erspart. „Das ist das Problem mit dem Schmerz. Er verlangt, gespürt zu werden.“, wie der Autor einen seiner Protagonisten sagen läßt.
Den Handlungsstrang des Buches könnt ihr in jeder Rezension nachlesen, er war mir hier nicht das Wichtigste. Doch auch die Geschichte für sich ist ein sehr guter Grund, das Buch zu lesen, es ist eine gute und gut erzählte Geschichte. Aber es gibt so viel mehr Gründe, es zu lesen – wie gesagt, ich kann ihm in diesem Rahmen keinesfalls gerecht werden, kann es euch nur wärmstens empfehlen.