Ich staune über den Mut der Autorin, die bis an den Rand, bis ans äußerste des Wahnsinns geht.
Die beiden Protagonisten, die Zwillinge Claus und Lucas (oder ist es doch nur einer?) bewegen sich in den Kriegswirren
und versuchen zu überleben. Sie bringen sich alles selbst bei, lernen Lesen und Schreiben, härten sich ab im Ertragen von Schmerz,
machen Übungen im Schweigen.... und genau so ist das Buch in dem die Geschichte erzählt wird geschrieben. Verzerrt und
schwankend zwischen Realität, Wahnsinn und Fiktion.
Es ist spannend bis zuletzt und ganz beeindruckt bin ich von Agota Kristof, wie sie die Fäden einer zu Anfangs klaren und eindeutigen
Geschichte letztendlich verwirrt, wie sie einem ständig auf eine Spur schickt, wo man denkt:" Ah jetzt weiß ich!" - und zwei Zeilen
später weiß man nichts mehr und denkt nur: Wie jetzt? Hat er nun einen Zwillingsbruder, oder nur einen Gedachten? Wer war nun
die Frau, die die Beiden bei der Großmutter, der sogenannten Hexe abgegeben? Die Mutter kann es nun doch nicht gewesen sein.
Also die Geliebte vom Vater - nein auch nicht ... „. Ganz geschickt löst sie die ersten beiden Bücher im Letzten auf. Sie verschwinden
in den wirren der Geschichte - es bleibt eigentlich nichts weiter übrig als dieser "Zug" und die sehr lebendigen Bilder bei der Großmutter,
die eigentlich wohl doch nie existiert hat.
Man kann noch lange darüber nachsinnen über das Werk, das in einer ganz eigene Welt spielt, eine ganz eigene Gesetzmäßigkeit hat,
das mysteriös, fragmentarisch daherkommt und in einer realistisch überzeugenden Sprache einen in den Bann zieht . . .
Ich sage: Ein Meisterwerk! Selten hat mich ein Buch so beeindruckt.