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 Betreff des Beitrags: Michail Bulgakow: Der Meister und Margarita
BeitragVerfasst: Do 7. Jan 2016, 11:59 
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Was für ein verrücktes Buch!

Ende der 1920er Jahre taucht während der Karwoche in Moskau der Satan Voland mit Gefolge auf, um Freitagnacht seinen alljährlichen Ball zu geben. Einige Tage lang wird Moskau vom Teufelsspuk heimgesucht. Den Menschen, die mit Volands Gefolge in Berührung kommen, wird übel mitgespielt – doch sie verdienen es nicht anders, denn sie sind fast allesamt verlogen, geldgierig und anmaßend. Eine Ausnahme bilden der namenlose Meister, der geniale Autor eines Pilatus-Romans, und seine Geliebte Margarita. Sie verloren einander aus den Augen, als der Meister, dessen Roman von Literaturfunktionären als konterrevolutionär eingestuft und für den Druck abgelehnt wurde, einen Nervenzusammenbruch erlitt, das Manuskript verbrannte und in eine Nervenheilanstalt eingewiesen wurde. In der Hoffnung, etwas über ihren Geliebten zu erfahren, ist Margarita bereit, die Gastgeberin auf dem Ball beim Satan zu spielen. Als Lohn für ihren selbstlosen Einsatz wird sie wieder mit dem Meister zusammengeführt; sein Roman wird vor dem Vergessenwerden gerettet.

Die Handlung des Romans spielt sich in drei unterschiedlichen Welten ab. Die erste ist die reale Welt der Moskauer Gegenwart. In zahlreichen temporeichen und aberwitzigen Episoden zeichnet Bulgakow ein satirisches Porträt der durch ideologische Gängelung verrohten und demoralisierten sowjetischen Gesellschaft; sein besonderes Augenmerk gilt den unbegabt-opportunistischen Vertretern des offiziösen Literaturbetriebs. Die zweite ist die überzeitliche Parallelwelt des Übersinnlichen und Jenseitigen. Dort tummeln sich Voland und sein Gefolge, Hexen, Vampire und die zum Leben erweckten Besucher des Satansballs – Giftmischer, Massenmörder und sonstige Großverbrecher. Die dritte schließlich ist die vergangene Welt des alten Jerusalem – der Handlungsort des vom Meister verfassten Passions-Romans über Pilatus und Jeschua han-Nasri, der als Roman im Roman eingeschoben ist. Alle drei Welten sind miteinander durch ein komplexes Netz gemeinsamer Motive, paralleler Figuren und Handlungsmomente verknüpft. So korrespondiert beispielsweise die Gestalt Jeschua han-Nasris mit der Gestalt des Meisters, die wiederum autobiografische Züge des realen Romanautors Bulgakow trägt.

Ich finde es ungewöhnlich schwer, über dieses Buch etwas zu sagen. Ich glaube, man muß sich ihm einfach überlassen, zu seinen eigenen Bedingungen. Seine Form spiegelt die fiktive und nicht-fiktive Welt, wie der Autor sie erlebte. Und so wenig festzunageln ist, was der Roman uns eigentlich sagen will, so wenig kann ich auch aus meiner heutigen Perspektive Zusammhängendes darüber sagen, wie es sich verhält mit den Fragen, die der Autor aufwirft: der Frage nach Gut und Böse, nach der Rolle des Menschen in seiner Begrenztheit und Ausgesetztheit in der Welt usw.Dennoch kommt man nicht darum herum, solche Fragen immer wieder neu zu stellen und darüber nachzudenken. Nach wie vor liegt für den Menschen im Grunde alles Moralische in einem wirren Dunkel, das sich ihm vielleicht nie auf ihm verständliche Weise auflösen wird. Für mein Teil habe ich eine Ahnung, daß der Zusammenhang, in den der Mensch sich gestellt sieht, nicht unbedingt mit ihm selbst sehr viel zu tun hat, und ich habe den Eindruck, daß auch Bulgakow das so empfunden haben mag. Sehr lesenswert, weil das Satirische, Grosteske und Absurde dieses klassischen Buches durchaus auch viel mit einer aktuellen Seelenlage zu tun haben könnte.

_________________
bye, bye, my I


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 Betreff des Beitrags: Re: Michail Bulgakow: Der Meister und Margarita
BeitragVerfasst: Do 7. Jan 2016, 12:14 
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Ganz wunderbar beschrieben... smiley_52:

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