Für diese einfühlsamen, lebendigen und schönen Verse, mit denen er in vollendeter Weise seine dichterischen Gedanken zu einem Bestandteil der abendländischen Literatur gemacht hat erhielt Rabindranath Tagore im Jahr 1913 den Nobelpreis für Literatur.
Rabindranath Tagore (1861-1941), geboren in Kalkutta, entstammte einem Brahmanengeschlecht; aber gerade diese Herkunft aus einer uns in ihrem Reichtum nachgerade abstrakt erscheinenden Welt der Paläste und Landgüter hat seinen Blick für die niederdrückende soziale Wirklichkeit seiner Heimat eher geschärft. So hielt es ihn, der schon als Achtzehnjähriger der gefeierte Dichter seiner Heimat war nicht in dem Elfenbeinturm des weltabgewandten Poeten. Er war nicht nur Lyriker, Erzähler und Dramatiker, er komponierte auch, malte, war Schauspieler und Regisseur, wirkte als Pädagoge, Sozialreformer und politischer Aktivist. In den zwanziger Jahren war Tagore in Europa eine Kultfigur; heute wird er wiederentdeckt. (Martin Kämpchen )
Das Lächeln, das über Kindermund huscht im Schlaf - weiß jemand, wo es geboren ist? Es geht das Gerücht, daß ein junger Strahl des wachsenden Monds den Rand einer schwindenden Wolke im Herbst traf - dort ward das Lächeln ge- boren im Traum eines taufeuchten Mor- gens, das Lächeln, das über Kindermund huscht im Schlaf.
(Hohe Lieder Nr. 61 - Ausschnitt)
_________________ Du und ich - zwei Tausendträumer
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