Amazons Beschreibung:
Christoph Ransmayrs epischer Roman über die Suche nach dem vermeintlich letzten Weißen Fleck der Weltkarte.
Den Geschichten dieses Erzählers zu folgen, bedeutet beispielsweise am Gipfel des Everest die atlantische Brandung zu hören.
›Der fliegende Berg‹ ist die Geschichte zweier Brüder, die von der Südwestküste Irlands in den Transhimalaya, nach dem Land Kham und in die Gebirge Osttibets aufbrechen, um dort, wider besseres (durch Satelliten und Computernavigation gestütztes) Wissen, einen noch unbestiegenen namenlosen Berg zu suchen, vielleicht den letzten Weißen Fleck der Weltkarte. Auf ihrer Suche begegnen die Brüder nicht nur der archaischen, mit chinesischen Besatzern und den Zwängen der Gegenwart im Krieg liegenden Welt der Nomaden, sondern auf sehr unterschiedliche Weise auch dem Tod. Nur einer der beiden kehrt aus den Bergen ans Meer und in ein Leben zurück, in dem er das Rätsel der Liebe als sein und seines verlorenen Bruders tatsächliches, lange verborgenes, niemals ganz zu vermessendes und niemals zu eroberndes Ziel zu begreifen beginnt. Verwandelt von der Erfahrung, ja der Entdeckung der Wirklichkeit, macht sich der Überlebende am Ende ein zweites Mal auf den Weg.
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"Vielleicht ist jenes Bedürfnis tatsächlich unstillbar, das uns selbst in enzyklopädisch gesicherten Gebieten nach dem Unbekannten, Unbetretenen, von Spuren und Namen noch Unversehrten suchen lässt, nach jenem makellos weißen Fleck, in den wir dann ein Bild unserer Tagträume einschreiben können."Vielleicht handelt es sich auch für Ransmayr darum, für sein inneres Erleben die richtige Form zu finden, denn diesmal bedient er sich einer Art erzählenden Lyrik, einer Zwischenform von Lyrik und Prosa, die mir als nicht immer notwendig oder gelungen erscheint, aber offenbar dem Dargestellten einen gewissen gesteigerten Ton geben soll.
Denn um Steigen geht es in diesem Roman, ganz konkret um das Besteigen eines Berges, des angeblich letzten Berges auf der Erde, der geographisch noch unerfaßt ist und noch nie von Menschen bestiegen wurde. Eine vorallem körperliche Herausforderung der Mächte, die da sind. Ich war bei der Lektüre unwillkürlich fasziniert von den Beschreibungen der Naturerscheinungen in jenen geographisch höchsten Regionen der Erde, des schwarzblauen Himmels, an dem sogar tagsüber die Sterne zu sehen sind, Eisgewitter, Lawnen, Wolken und Nebel, wobei oft das eine vom anderen nicht zu unterscheiden ist, und vieles mehr.
Leider habe ich keinen wirklichen Zugang zu dieser mythischen Vorstellungswelt der Berge und des Bergsteigens. Ich wollte nie etwas physisch „erobern“, „bezwingen“ oder „besteigen“ (sic!), ich habe die obligaten Ferienbergtouren meiner Familie verwünscht, ich habe nie Bücher zu diesem Thema gelesen, Berge haben für mich keinen Reiz.
Aber wie das so ist, mit manchen Büchern stimme ich nicht überein, aber sie bieten mir die Möglichkeit, meine eigenen Einstellungen zu überdenken. Dieses Buch hat in mir viele Fragen und Reaktionen geweckt.
Zum Beispiel die, was daran daran liegen sollte, sich willentlich mit Mächten zu messen, die dem Menschen unendlich überlegen sind; warum jemand scharf sein sollte auf Nahtoderfahrungen, bevor es soweit ist, und warum ich mir davon keine tieferen Einsichten oder Veränderungen verspreche, wie manche sie davon erwarten, daß sie sich von keiner Not diktierten extremen physischen Belastungen, aber auffälligerweise immer ihrer eigenen Wahl, aussetzen. Etwas daran erscheint mir falsch, mir fällt das Wort Frevel dazu ein. Sein eigenes Leben und, wie in diesem Buch, das Leben anderer auf´s Spiel zu setzen bedeutet für mich vorallem einmal, buchstäblich mit dem Leben zu spielen. Und dazu ist es nach meinem Verständnis nicht da. Ich habe festgestellt, daß ich für mein Teil voll damit zu tun habe, mich den Herausforderungen des Lebens zu stellen, so wie sie sich mir ohnehin und ohne mein Zutun ergeben. Ich muß sie nicht auch noch suchen. Mir will scheinen, daß diejenigen, die willkürlich extreme Herausforderungen für sich schaffen, um sich daran zu messen, die wahren Herausforderungen des Lebens gar nicht zu erkennen imstande sind. Oder sie ihnen nicht genügen. Ich glaube einfach nicht daran, daß es sich bei Erfahrungen, die auf so willkürliche, inszenierte Weise entstehen wie beim Extrembergsteigen, überhaupt um solche handeln kann; was u.a. den Wiederholungszwang solcher Handlungen erklären würde.
Seine Grenzen zu überschreiten hat für mich nichts mit körperlichen Extremleistungen und -handlungen zu tun, sondern eher mit Formen von Geistigkeit und Spiritualität.
Aber hierbei handelt es sich um komplexe Fragen, die ich an dieser Stelle im Entferntesten erschöpfen können. Wie zum Beispiel ist es mit dem Wert von Selbstüberwindung, wie ist es aber auch in diesem Zusammenhang mit der Tatsache, daß Handlungen zur Selbstüberwindung für die einen mit Lustgefühlen verbunden sind, für andere nicht?
Was ist mit den vielfältigen Erfahrungen der Bewußtseinserweiterung und Erleuchtung durch religiöse Exerzitien, z.B. Fasten, oder durch Drogen?
Aber Menschen sind nun einmal verschieden, manche verzehren sich nach „letzten Dingen“ durch körperliche Strapazen, manche sind froh, wenn sie das „gewöhnliche“ Leben einigermaßen meistern. Und mir genügt es in diesem Fall, die schönen Naturbeschreibungen dieses Buches in meinem Sessel zu lesen und mir dabei etwas vorzustellen.
Gern hätte ich, falls ihr wollt, eure Gedanken zu diesem Thema, denn mir erscheint es interessant zu sein.