Vielleicht habe ich ja zuviel über den Dreißigjährigen Krieg gelesen, der war in meinem Leben nicht nur einmal ein Hauptinteresse, als es noch in der Schule um eine Hausarbeit über Schillers „Wallenstein“ ging und mich später Brecht und Königin Christina von Schweden intensiv beschäftigten. Meinem Bild vom Dreißigjährigen Krieg fand ich durch Kehlmann nicht viel hinzugefügt. Ich sehe ihn im selben Licht wie Kehlmann. Aber Moment mal – der Titel ist doch „Tyll“, genannt Ulenspiegel, in einer Mischform seines Namens, die vielleicht auf die Zeitlosigkeit der Gestalt hindeuten soll (historisch kommt er ja als Ulenspegel, Eulenspiegel, Tyll oder Till vor). Nun kenne ich aber Till Eulenspiegel vorallem durch die alte Geschichtensammlung von Hermann Bote, die ich als Insel-Taschenbuch im Regal stehen habe, und in der Till die Gestalt des groben Spaßmachers ist, die er irgendwann im Mittelalter mal gewesen sein muß. Was macht er also im Dreißigjährigen Krieg? Das ist mir im Buch leider nicht aufgegangen, ich finde diesen Kunstgriff etwas willkürlich, zumal Tyll in der Handlung des Romans gar keine weiter herausragende Rolle spielt. Kurz gesagt handelt mir Kehlmanns Buch zu wenig von Tyll, als daß es den Namen als Titel rechtfertigte. Eins muß ich dem Autor natürlich lassen – er kann schreiben und schildern, daß es ein Vernügen ist. Nur wünschte ich, er hätte am Ende rein gedanklich mehr zu sagen. Dafür, daß es ein ziemlich dickes Buch ist, ist mir dies hier zu dünn, tut mir leid.