"Erst grau dann weiß dann blau"
"Er hätte blind und taub sein müssen, um nicht zu bemerken, dass Magdas Gruß von den Angestellten ohne Sympathie erwidert wurde. Und dass zwei mit Brot beladene Leute das Geschäft erst verließen, nachdem sie einen lächerlich kalten Blick auf Magda geworfen hatten. "Ein halbes geschnittenes Weißbrot", sagte sie. Und kurz darauf: "Eine Rolle Zwieback. Ein dunkles Roggenbrot." Es war, als ob ihre Bestellung den Laden mit einer Ansammlung von Flüchen beladen hätte.Die Schneidemaschine durchbrach die gespannte Stille. Er trat einen Schritt zurück und stellte sich zwischen die Kunden, die nach ihnen gekommen waren, es kostete ihn nicht viel Mühe, die Frequenzen ihres empörten Schweigens aufzufangen. Magda müsste etwas höflicher und verbindlicher sein. Du bist bestimmt nicht anders als wir, auch wir erleben unsere Dramen der Liebe und des Unverständnisses. Aber, mein Gott, wenn du mit den anderen ein bißchen in Tuchfühlung bleiben willst, dann wirst du sprechen müssen. Wir sind es gewohnt, uns alles zu erzählen. Dies ist eine offenherzige Zeit. Dies ist die Zeit der Autobiographie. Nach dem Tag, an dem wir uns mindestens einem Vertrautem offenbart haben, schalten wir abends den Fernseher ein, trinken eine Tasse Kaffee und lassen eine wildfremde Person zu Wort kommen, die uns erzählt, dass sie vergewaltigt worden ist, dass sie gemordet hat, dass sie in einem brennenden Kaufhaus die Hand eines Kindes, dass sie retten wollte loslassen musste...Magda vernachlässigt ihre Freunde, indem sie sich ein Sprechverbot auferlegt."
Wird ihr dieses Schweigen zum Verhängnis? Eines morgens wird Magda ermordet aufgefunden. Eine Zeitlang hatte sie Mann und Haus verlassen, und nach der Zurückkehr darüber geschwiegen, was sie in der Zwischenzeit erlebt hatte. In dem kleinen holländischen Dorf am Meer wird ihre Schweigsamkeit zum unverzeihlichem Delikt und verwandelt die anfangs wohlwollende Neugier in blanken Hass.
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