Ich hätte gerne ein gutes Buch

Otti

„Guten Tag.“
„Guten Tag. Sie wünschen?“
„Ich hätte gerne ein gutes Buch.“
„Was verstehen sie unter einem guten Buch?“
„Na…schön soll es halt sein.“
„Also mehr ein Bildband?!“
„Nein, nein. Schon geschrieben, aber schön halt.So ein Buch mit allem. Liebe, Krieg, Spionen, Guten und Bösen. Lachen muss man können…und weinen.“
„Na… da hätte ich was. Wie wäre es mit „Der Tod und die Liebe“?“
„Der Titel ist gut. Aber das Buch kostet ja 20€ und hat nur 400 Seiten. Dieses da kostet auch 20€ und hat 600 Seiten.“
„Aber das ist doch ein Kochbuch.“
„Das ist mir egal. Für 20€ kann ich mindestens 600 Seiten erwarten.“
„Es kommt doch auf den Inhalt an.“
„Auch…aber auch auf die Seiten. Aber andererseits…ich mag gar keine dicken Bücher. Da liest man so lange dran.“
„Wenn der Inhalt doch gut ist, macht das doch nichts.“
„Doch, doch. Irgendwann hat man sich an so einem dicken Wälzer satt gelesen. Sagen wir etwa 300 Seiten und nicht teurer als10€.“
„Sie sind doch hier an keiner Wursttheke. Nach dem Motto: Darf´s noch ´ne Seite mehr sein.“
„150Seiten wären dann 5€…75Seiten 2,50€. 2,50€! Genau….Ich hätte dann doch lieber einen Westernroman. So ´en dünnen Roman. Sie wissen schon.“
„Die führen wir nicht. Da müssen sie ans Eck zum Lebensmittelladen. Bei den Zeitschriften finden sie Westernromane.“
„Man glaubt es nicht. Da muss man zum Edeka um ein Buch zu kriegen. Vielleicht sollten sie lieber Wurst verkaufen. Auf Nimmerwiedersehen.“

Otti

Ich hätte gerne ein gutes Buch II

„Ich hätte gerne ein gutes Buch.“
„Haben sie da schon eine bestimmte Vorstellung?“
„Na ja. Das ist ja nicht so einfach mit den Büchern. Grad jetzt erst hab ich wieder eins gelesen. Über ein Jahr lang. Dabei war es gar nicht so lang. So 150 Seiten. Aber zur Mitte hin wurde es immer länger. So flach. Da musste man sich richtig über den Berg lesen. So von der 50sten – 100sten Seite etwa. Dann ging´s wieder. Als es, wie soll ich sagen, seitabwärts ging.
Aber bis dahin. Dieses ganze Gedöns dazwischen. Das interessiert einen doch nicht. Was der mit der, und warum seine Seele…ach, sie wissen schon. Dieses ganze Nebenbei halt. Ist wie mit der Petersilie auf der Suppe. Sieht gut aus, aber im Endeffekt legt man sie doch an den Tellerrand. Könnte man nicht zur Mitte hin, eine Seite einschieben. So eine, auf der alles kurz beschrieben wird, was da so käme, wenn´s nicht so lang wär. So wie auf ´nem Buchrücken. Wo man lesen kann, was passiert. Ja! Genau! Wir lassen die mittleren Seiten weg. Halt je nach dem, wie lang das Buch ist. Ist doch viel besser. Dann geht’s in einem Rutsch.
„Ähm…ja, aber!“
„Nein, nein! Kein aber. Reden sie mal mit ihrem Verleger, und regeln sie das mit ihm. Ich komm dann so in einem Jahr wieder. Hab da noch ´en Buch zu Hause. So ´n dicken Wälzer. Da ist die Mitte so flach wie der Everest. Also! Nicht vergessen. Weg mit der Mitte.
„Ähm…ja. Auf Wiedersehen.“

Eva

<img src="http://www.ottolenk.de/smileys/24.gif" border="0"> mir kommen die tränen - oh mann, watt 'ne idee <img src="http://www.ottolenk.de/smileys/36.gif" border="0">

Otti

sam

Otti

orinoco

Otti

Sternenpferd

Claire.delalune

das muß ich mal meinem mann zeigen...
als buchhändler, der er war und demnächst wieder sein wird, kann er ein lied von schwierigen kunden singen...

guten tag, sie wünschen?
ja, also, meine freundin, die hat da so ein buch, wissen sie, das soll so gut sein. und das will ich jetzt auch haben.
welchen titel hat das buch?
hm, ja. ich weiß auch nicht. es ist halt gut, und geht um eine frau, also, die von ihrem mann verlassen wird und sich dann neu verliebt.
ah ja. und der autor?
ich weiß nicht. irgendwas mit a... a.... oder war es doch mit s? keine ahnung. aber rot ist das buch. rot mit weißer und schwarzer schrift. das müssen sie doch kennen.

und - er erzählt, daß er in den allermeisten fällen tatsächlich das buch rausfand, das der kunde wollte - auch trotz solcher detaillierter angaben wie oben genannt. er würde schwören, das sei nicht übertrieben, sondern mehr als einmal seien verkaufsgespräche so abgelaufen. <img src="http://www.ottolenk.de/smileys/yes.gif" border="0">

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Otti

ulrike klemmer (die buchhändlerin in unserem dorf) bestätigte mir die kleinen geschichten mit einem wissenden lächeln.

Claire.delalune

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buchhändler(geheim)wissen - es ist wirklich beeindruckend

Pia-Marie

.....ich helfe ab und an mal in unserer Bücherei aus und kann Otto´s Text nur bestätigen, aber ich kann ähnliche Situation auch aus meiner Zeit als PTA bestätigen.
Wunderbar Otto, so natürlich und ich glaube weil fast jeder von uns so ähnliches schon erlebt hat, ist es umso lustiger.
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Liebe Grüße
Pia

Niko

Manchmal in geselliger Runde, wenn man drei oder vier Gläser Wein oder wie ich drei oder vier Flachen Cola getrunken habe, kommt das Gespräch auf Filme oder Bücher. „ Du laberst wieder wirres Zeug“ sagte meine mir angetraute, hattest wieder eine Cola zuviel. Jedenfalls, wenn wir in dieser geselligen Runde sitzen dann werfe ich einen Brocken Handlung in die Runde und Monika ( sie ist bei einer Buchhandlung beschäftigt ) kennt sofort den Titel.
Bin absolut begeistert ! Ein richtiger profi.

Ottis Forum

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