Ottis Forum

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Jetzt gerade
wasche ich Kirschen vom Markt. Die große Sommerfruchtlust ist mich gestern überkommen. Himbeeren, Kirschen, Pflaumen, Erdbeeren. Heute Morgen schon vor dem Frühmittagessen bei den Pflaumen zugegriffen. Süß und lecker, die Übelkeit des leeren Magens ist besänftigt.
Die verblühten Lichtnelken abgeschnitten, trockene Rosen und mehr. Käfer zerlegen viele Blätter etlicher Pflanzen. Ein Kohlweißling kommt jeden Tag vorbei. Nachgelesen: ihre Eier legen sie in Kohlarten ab – und auch auf Kapuzinerkres-se! Die Kresse legt lange Fangarme über Geländer und Boden.

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(nach einem Schreibtipp von Barbara-Pachl-Eberharts mit ihren tollen Anregungen,
https://mein-lieblingsleben.at/)

Hier bei mir ist nichts mit Sommerfruchtlust,
hier treibt einen die Pilzsucht um.
Jedoch sind die sehr rar gesät,
zumindest im Moment.
Ich warte auf einen Sonnentag,
um mich auf die Hagebutten zu stürzen,
um Hiffenmarmelade zu kochen.
Das Eichkatzerl hat mich heute versetzt.
Da hat wohl jemand bessere Sonnenblumenkerne.

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jedes nicht festgehaltene wort ist ein verlorenes wort - schreiben gegen die zeit, die noch bleibt ©mbpk

jetzt gerade
komme ich vom rundgang. den spiegel eines hasen im gestrüpp verschwinden sehen. den ruf des spechts im auffliegen gehört. kein reiher am teich. zwei nacktschnecken kriechen über den weg, bislang im jahr kaum schnecken. an meinen pflanzen leider schon. benagt. äpfel reifen. die wundersamen körbchen auf den schafgarbenstengeln. kein pilzland hier. dankbar für jedes insekt. bei mir die vogelschale und den insektenteller mit wasser befüllt. ein neues wort gelernt: hiffenmarmelade. wie hübsch. kommt in die sammlung neuer wörter zum gedächtnis üben. habichtskraut. rainfarn. hiffen.

Auf dem Kompostland steht eine Zuccinipflanze, sie treibt seit Tagen eine leuchtende Blüte nach der anderen hervor. Leider steht sie unter vielen Bäumen, weil dies ein Waldgrundstück ist, und so werden keine Zuccini daraus, trotz der fleißigen Bienen des Nachbarn. Über die Bäume freuen sich nun wieder die Hühner, denn sie fühlen sich beschützt durch die Zweige über ihnen. Aber Zuccini brauchen pralle Sonne. Vor vielen Jahren, als die Bäume noch nicht so dicht standen, hatten wir einmal Zuccini in einer Sonnenecke - was für ene Ernte das war, was für ein dankbares Gemüse!

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bye, bye, my I

jetzt gerade
denke ich nach über den beängstigenden kopfschmerz gestern abend. ich kontrolliere mich. auch heute kein körperliches anzeichen oder sprachstörungen, die auf einen schlaganfall hindeuteten. migränepatienten haben ein viermal höheres risiko für schlaganfälle. vorsichtshalber verzichte ich auf unseren gang.
lieber keine anstrengung, nichts provozieren. stattdessen wörter hamstern. licht schlucken. freude vernesten. für den winter rüsten. auf einen winter hoffen.

jetzt gerade
ist es herbst geworden. nach einer stickig-warmen nacht, in der mich irgendein bedürftiges tierchen von kopf bis fuß vernagelte, so daß ich immer noch am kratzen bin, kam am morgen ein kühler sturmwind auf, der himmel überzog sich lückenlos, und die wettervorhersage sagt vorher, die aussichten seien kühl bis regnerisch. sollten wir dieses jahr wirklich mit einer einzigen kurzen hitzewelle durchgekommen sein? nachdem der frühling überhaupt erst im juni begann? - bei dem, was in den zeitungen steht, soll mir alles, alles recht sein.

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bye, bye, my I

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jetzt gerade
halte ich eine todesnachricht in der hand. wir sind nun in dem alter, zu dem meine großmutter sagte, sie brauche unbedingt einen neuen mantel. schwarz. wegen der vielen abschiede. ach, kind.

karte und text sind außergewöhnlich gestaltet. schlicht, geradlinig und dennoch auffällig in ihrer ruheausstrahlung.
sie hatte die wohnung gerichtet, rollstuhl und pflegebett hätten jetzt genügend raum. aber der tod war schneller. ihr mann ist gegangen. aus den weit-räumigen, hellen zimmerfluchten.

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Diese Jahr macht mich nachdenklich.
Heute morgen sitze ich alleine hier in meinem Vorzelt.
Vorhin eine liebe Gabe, eine Bekannte war bei einer Bekannten und hat mir von dort Pflaumen mitgebracht. Ich kann garnicht so viele allein verzehren. Mal sehen.
Ein längeres Gespräch über die eigenen Wurzeln mit dänischen Bekannten im Mittagssonnenschein zeigt wie klein die Welt ist. Beiderseits Wurzeln im heutigen Polen ...
Die Tage ein Krankenhausbesuch in Aalborg, weil eine alte Freundin sich das Bein gebrochen hat, nur wenige Tage nach dem Tod ihres Mannes - zu viele Tote dieses Jahr. Nummer 6, den ich kannte dieses Jahr.
Ein Jahr des Abschieds. Vielleicht auch von meinem geliebten Campingplatz. ...
Nur die Vögel und das Eichhörnchen bieten vertraute Kontinuität. Und doch nagt's in mir. Warum haben die Dänen 3 und ich nur 2 Eichhörnchen. Letztes Jahr hatten wir auch 3.

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jetzt gerade
kleben die augen noch immer vom überlangen schlaf. lasse ich wieder und wieder wasser in die hohlen hände fließen und werfe es mir ins gesicht. hoffe, damit den traum auszuwaschen vom kleinkind in meiner obhut, das von den roten beeren im garten nahm. ich pule noch einzelne kugeln aus seinem mund. eine andere frau telefoniert mit der giftnotrufzentrale. ich hatte mich lang mit den herbstlichen zweigen auf dem tisch beschäftigt. das rot, das mit der zeit von matt zu glasig ging, johannisbeeren sehen so aus. es sind aber früchte des weißdorns, ich habe es nachgelesen. man kann sie essen, allerdings sind sie sehr mehlig. ich werde das bild des rotverschmierten munds des kleinen mädchens nicht los.

jetzt gerade
haben die Arbeiten an unserem ersehnten Radweg ins Dorf begonnen. Gestern sahen wir drei Vermesser bei der Arbeit, und einer blickte uns nach, wie wir vorbeiradelten - vielleicht, um über den Sinn seiner Arbeit zu reflektieren ...

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bye, bye, my I

jetzt gerade warte ich...auf nichts.

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Der Kopf denkt weiter als man denkt.

jetzt gerade:
ein bisschen gepackt, das Vorzelt ist leerer geworden
und die Sonne wieder verschwunden, als möge sie die Leere nicht
Ich nutze noch die Zeit, genieße die Vorfreude:
bin gleich eingeladen
Henkersmahlzeit?
der Sommer ist vorbei
Morgen oder Übermorgen kommt das Zelt runter

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Jetzt gerade
kämpfe ich mit der dritten Migräne, was durchaus erklärbar ist. Bewusstlosigkeit, Rettungsdienst, der Wichtigste in meinem Leben, mein Mann, in der Klinik. Alle schweren "Ereignisse" sind jetzt ausgeschlossen. Was bleibt, ist die Sorge, ob und wann es ein nächstes Mal unerklärlicherweise passiert. Noch stehen weitere Untersuchungen aus. Ich funktioniere, aber die Migräne zeigt mir mein Innenleben an.

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Der Kopf denkt weiter als man denkt.