Die Reise deines Atems
Ich stehe in der Nacht und blicke durch die Schatten der Bäume. Über mir ein Flickenteppich aus Wolken, wie angekachelt ans Unbekannte. Ich versuche die Sterne im Unsagbaren zu trinken und in meine Gedanken an dich zu verweben.Ich versuche sie mir vorzustellen, da die Wolken sie überdecken und stehe mitten im Sternenstaub, umhüllt von Vergehen und Werden. Ist es nicht unsagbar, dass wir und die Sterne durch die selben Adern ziehen. Das wir einmal mit Hilfe des Sternenstaubes wurden? Das wir Symbiosen sind? Und einst Bakterie in Bakterie zusammen mit Sternenstaub und Sonnenlicht uns hervorbrachten? Ich meine es so…ich denke es so…so muß es gewesen sein. Ich denke, dass unser Körper und Geist mit all dem um uns verbunden ist, da wir aus all dem bestehen, was uns umgibt und wir dieselben physikalischen und chemischen Prozesse in uns tragen. Unser Körper ist ständig in Kontakt mit den Bestandteilen von Atomen, mit Prozessen ausserhalb von uns, reagiert uns oft vielleicht unscheinbar, unbewusst und doch, wir sind eins- eins mit allem. Alles besteht aus Atomen und auch alles reagiert miteinander oder gegeneinander. Auch der Tod ist ein physikalischer und chemischer und unsagbar, tiefer Wechselprozess. So, wie das Leben, alles Leben sich in Form einer Spirale entwickelt hat, ist auch die Zeit unseres Lebens eine Spirale, indem wir am untersten Punkt anfangen mit unserer Geburt und in der Mitte des Lebens am Höhepunkt sind. Sich unsere Körperfunktionen langsam wieder zurück entwickeln oder schwächer werden und wir bis zum Tod wieder die Spirale zurück gegangen sind bis zum Punkt. Überall in dem, was uns umgibt, gibt es Spiralformen, selbst in uns oder im Universum, ja selbst das kleine Häuschen einer Schnecke, in dem sie alle ihrer lebenswichtigen Organe mit sich trägt. Und nun stehe ich wieder in all dem und will es mir begreifbar machen…Ich tauche dabei in deinen Atem. Dein Atem an meinem Ohr, der sich langsam über meinen ganzen Körper zieht. Unsagbar…unsagbar hauchdünn, ein einzig melodischer Tanz die Gedanken an dich. Ein Minimalismus eines Atems, eines Hauches, eines Gedankens der sich tausendfach in meinen Adern niederschlägt und mich erbeben, mich erschaudern läßt. Straße der Töne. Einer nur reicht schon, um dich erklingen zu lassen. So, wie zwei, drei aufeinander folgende Töne von Philip Glass schon perfekte Harmonie sind. Harmonie im Einssein von Ton und Geist, von Gefühl und Ertrinken im Leeren, was letztendlich erfüllend ist. Bitte küss die Gedanken in mir aus. Lass mich frei treiben mit deinem Atem. Und ich treibe vom Unbegrenzten, durch Sternenstaub ins Meer, und werde zum Werden. Und werde ein Vogel der Meere, werde ein Manta, schwebe durch das Wasser, schwerelos… werde ein etwas was wird. Bin zeitlos, und umklammere den Sand im Meer, wie ein Krake mit seiner Sensibiliät und tierischen Intelligenz. Sie sterben durch die Liebe, wusstest du das? Dann nämlich, wenn sich ihre Nachkommen selbst auf die Reise durch die Meere begeben. Dann sterben sie kraftlos, und treiben an Land. Und der Sand im Meer ist auch der Sand in der Wüste und ich treibe noch immer durch die Sterne, benetzt durch die Küsse deines Atems. Und mittlerweile regnet es durch die Nacht und du bist mir Tropfen für Tropfen in meinem Gesicht…
(C) B.M.N September,2006
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