Als Gott alle Lebewesen schuf so, wie sie heute noch leben, übergab er einer jeden Art ihre göttliche Bestimmung, auf daß sie nicht nur für sich sei, sondern auch für andere.
„Liebe Kröte“, sprach also der Herr, „meiner Majestät schöner Wille ist es, daß du lebest und dich vermehrest, aber gleichzeitig, sollte ein Storch vorbeikommen, ergeben seinen Storchenkindern zur Nahrung dienest. Willst du diese Aufgabe, die ich dir göttlicherweise zudenke, übernehmen?“
Die Kröte bejahte und unkte, es solle ihr eine Ehre sein.
Daraufhin wandte sich Gott dem Grase zu und sprach: „Du bist der grüne Haarschmuck der Erde und sollst wachsen und einen großen Teil von ihr bedecken, aber gleichzeitig sollst du der Kuh zur Nahrung dienen, damit sie dich vertilge und Milch aus dir mache, ihr Kalb zu nähren. Willst du dich bereithalten für diesen wichtigen Auftrag ?“
Das Gras nickte im Steppenwinde seine Zustimmung und wuchs still und zufrieden vor sich hin.
Zu der weidenden Kuh aber sprach Gott: „Dich ersehe ich, deine Tage nicht nur weidend und deinen Nachwuchs mit Milch aufziehend zu verbringen, sondern auch dem Menschen zur Verfügung zu sein, wenn ihn der Hunger überkommt und er dich gern aufessen möchte.“
Die Kuh muhte mild ihr Einverständnis, um des göttlichen Willens willen.
Gott schaute nun in die Wasser seiner Meere und sah alles, was an Lebewesen wimmelte darin, und sprach zum Krill: „Lieber Krill, massenhaft und tonnenweise schuf ich dich, auf daß du die Meere bevölkerst, aber dabei will ich es nicht bewenden lassen, sondern du sollst den großen Fischen und den noch größeren Walen das wichtigste Mittel ihrer Sättigung sein, ohne das sie gar nicht wären. Willst du die Quelle solch größeren Lebens sein?“
Und alle Krille schwärmten aus wie Millionen kleine Pfeile, um sich an ihre Arbeit zu machen.
Nun erzählten sich alle Lebewesen untereinander von den wichtigen Rollen, die ihnen von Gott im Zusammenspiel der Dinge zugewiesen worden waren, und wetteiferten darin, sie auf´s Beste zu erfüllen. Es schenkte ihnen ein besonderes Wohlgefühl, Glied in jener Kette des Lebens zu sein, die alles umfaßte und zusammenhielt.
Zuletzt ließ Gott den Menschen vor sich kommen, strich sich nachdenklich seinen langen, weißen Bart und sprach: „Was mache ich nun mit dir, du Krone meiner Schöpfung – wem verfüttere ich dich, um dich Demut und Zufriedenheit zu lehren? Dazu fällt mir leider gar nichts mehr ein, es muß mein ehernes Alter sein, also wirst du dein Leben nur für dich zubringen. Was sagst du dazu? Schließlich habe ich dir ein Hirn gegeben, damit du dir eine Meinung bildest.“
Der Mensch dankte Gott nach kurzer Überlegung wortreich auf den Knien, daß er ihm das grausame Schicksal der anderen Lebenwesen ersparen und ihn nicht zu deren Nahrung verkommen lassen wolle, denn das wäre seinem Status als Krone der Schöpfung wenig gemäß, ja, so weit er in seiner Beschränktheit sehen könne, sogar seiner unwürdig, und er hätte nach Maßgabe der ihm von Gott verliehenen Hirnkräfte doch einiges dagegen einzuwenden.
Gott, müde geworden von all der Schöpferei, ließ es damit gut sein, und so suchen die Menschen bis heute vergeblich nach ihrer Bestimmung und dem Sinn ihres Lebens.
Nur ich (wer sonst?) habe es wenigstens endlich vermocht, Gottes unerfindlichen Ratschluß – zu erfinden.
_________________ bye, bye, my I
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