Der Tod in meinem Kopf.
Gestern der Tod. Er stand am Fußende von der Krämerin und hielt ein Messer in der Hand. Keine Sense, ein Messer. Ich ging auf Zehenspitzen aus dem Zimmer.
Heute war ich zur Pflege beim alten Hannes. Als ich ihm frischgemacht das Nachthemd über den Kopf zog, löste sich der Gevatter aus dem Schatten des Schrankes. Er hielt ein Kissen in der Rechten.
Am Abend beugte sich ein Schatten über den Jungen, der mit dem Motorrad zu schnell in die Kurve gefahren war. Es war dämmrig, aber ich war mir sicher, ein Seil in den Knochenhänden zu erkennen.
Ich lief davon und schickte einen Kollegen für Injektionen und Versorgung.
Der Arbeitgeber organisierte meine Umschulung. Ich messe jetzt Füße für orthopädisches Schuhwerk aus.
Die Angst vor den Todbringern aber schleppt sich auf dem Rücken durch mein Leben.
Bis.
Eines Nachts der Tod im Traum zu mir kam. Er winkte mit den dürren Fingern zur Tür und immer neue Todesmänner stellten sich vor mir auf. Jeder ein anderer, größere, kleinere, dickkopfige, schmalrippige. Diesen dunklen Kapuzenumhang, wie ich ihn von Totentanzbildern kenne, trugen alle. Ihre Werkzeuge aber waren verschieden.
Der Sensenmann, der zuerst gekommen war, löste die Kiefer voneinander und seltsame Laute fuhren aus seinem aufgerissenen Zähnen.
Wir sind viele und müssen in Schichten arbeiten. Oder wie hattest du dir vorgestellt, kommen wir mit den vielen Endmenschen zurecht? Jeder mit dem Handwerkszeug, das er am besten beherrscht. Aussuchen kannst du es dir nicht.
Ich lag wie gelähmt und hätte mir doch die Ohren zuhalten wollen. So aber musste ich alle Einzelheiten und Feinheiten anhören, die zum Stand des Todes gehörten.
[Ein langer, schrecklicher Traum.] Nie hatte ich all das wissen wollen. So nah sollte mir dies Handwerk nicht kom-men.
Zum Schlafen suche ich jetzt möglichst kleine Orte auf und enge Kammern. Den Fahrstuhl am Parkhaus, eine Umkleidekabine im Hallenbad. Bloß kein freier Raum, dass sie sich wieder um mich aufstellen könnten.
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