Karierte Tischdecke auf einem Foto
Lange habe ich solche Webmuster nicht mehr gesehen. Nicht auf Tischen. Man isst wieder an blankem Holz oder Stoffdeckchen oder Sets verschiedenster Materialien. Aber keine, die man bügeln muss, rief die Tochter uns noch nach, als wir in die Bretagne fuhren und sie sich eine provencegemusterte Tichdecke wünschte. Bügelfrei. Kunstfasergewebe. Das allenfalls wird zu besonderen Gelegenheiten aufgelegt. Die anderen Tage sind praktisch in dem berufstätigen Haushalt mit zwei Schulkindern und Garten eingerichtet. Ich erinnere mich, dass die Mutter einen Vorrat an Tischdecken hatte. Damast, hohlsaumgezierte, handgewebte und künstlerische und ungewöhnliche Decken. Teils noch von Großmutter und Urgroßmutter. Mein Respekt, immer wieder, dass diese Dinge so gut gefertigt und über Generationen haltbar waren. Ein Stück Familiengeschichte. Dann die besonderen Decken, die Mutter aus Dekobedarf, schweren Vorhangstoffen, fröhlichen Sofabezügen nähen ließ. Zu einer Zeit, als niemand sonst solche Ideen hatte. Ich mag das gedämpfte Porzellan- und Besteckgeräusch beim Ablegen auf Stoff. Die geschonten edlen Hölzer, die keine Glas- und Schüsselringe aufwiesen. Ich liebe meine Tischdecken, wenn ich sie auflege, wenn das Praktische, Pflegeleichte, Unbeschwerliche nicht im Mittelpunkt steht. Langsam aber sind die Stapel im Schrank höher, als ich besondere Tage mit Tischdecken im Jahr habe. Die Kinder mögen keine der wasch- und bügelintensiven (Stärke!) Stücke in ihre Haushalte übernehmen. Vielleicht erlebe ich noch die eigenen Haushalte der Enkel und nähre eine Hoffnung auf Nostalgie, ein Schätzen der Schätze!
b. d. 16.08.21
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