Omas Geist ist schon so weit weg, dass wir sie nur noch mit Fragen nach der Vergangenheit in eine vergangene Gegenwart zurückholen können. Am schlimmsten die Augenblicke der Erkenntnis. Tränen spülen die Trauer über das verlorene Heute hinweg. Kurze Zeit später ist alles Vergessen. Habe Angst vor dem Moment, wenn ich vor ihr stehe, und in ihren Augen die Frage „Wer bist du?“ lesen werde. Abends setzen wir uns zusammen, reden über alte Zeiten. Dann blüht sie auf! Bei Bier und einem Korn erzählt sie uns die alten Geschichten. Wir kennen sie und die Pointen. Aber wir lachen mit ihr und sind traurig, wenn sie von Abschied und Krieg erzählt. Ihr Mann war Schuhmacher und sie hatten sich schon ein kleines Geschäft gekauft. In Schlesien, ihrer Heimat. Dann kam der Krieg. Omas Kinder können sich nicht an ihren Vater erinnern. Sie waren zu klein, als er fiel. Omas Leben ist eine Endlosschleife der Vergangenheit. Ihr Geist verlässt uns Stück für Stück.Eine andere Art des Sterbens.
die gegenwart nur noch ein stummes ahnen kaum wahrnehmbar im laufe ihrer welt verliert sie sich in alten zeitspiralen gleich einer sanduhr, die nach oben rinnt
borgt sie sich totes leben verlacht alles was ist aus angst, dass sie daran zerbricht
verschließt sie ihre augen -bin nicht da- und ihre welt ist wunderbar
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_________________ Der Kopf denkt weiter als man denkt.
Zuletzt geändert von Otti am Mi 10. Sep 2003, 08:09, insgesamt 1-mal geändert.
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