Ottis Forum

„Papa!“
„Ja, mein Sternchen.“
„Frau Wilhelm, unsere Religionslehrerin, hat uns eine Aufgabe gestellt. Wir sollen unsere Eltern fragen, wie sie sich Gott vorstellen.“
„Hm….Gute Frage! Aber ich habe keine Antwort. Weißt du, Gott stellt sich mir jeden Tag vor.“
„Was!? Gott stellt sich dir vor. Dann kommt er wohl jeden Tag vorbei und fragt, wie es dir geht. Was du wieder erzählst, Papa.“
„Ach Sternchen…..Komm mit in den Garten. Ich möchte dir Gott zeigen.“
„So….und nun. Ich sehe keinen Gott.“
„Warte, ich stelle ihn dir vor. Da schau, oben der Himmel und die Wolken. Hier, unser Freund der Baum. Das Gras und hier die Ameisen. Der Staub und die Steine. Die Sterne, der Mond, das Weltall. Für mich ist in allem Gott. In dir und in mir. Gott begegnet mir jeden Tag. In all den natürlichen Dingen ist Gott. In uns ist eine Energie, die nie vergeht. Auch nicht wenn wir sterben. Vielleicht ist diese Energie unsere Seele. Wer weiß? Für mich ist diese Energie Gott.“
„Was ist das für eine Energie, Papa?“
„Es ist eine Kraft, die tief in uns ist. Sie stirbt nicht mit uns, sie verlässt uns nur."
„Und wo geht sie hin?“
„Wer weiß? In den nächsten Baum. Ins Weltall…..Am Ende wird das Weltall sterben, aber die Energie bleibt…..und eines Tages wird es der Energie langweilig und es gibt einen Knall und das Leben beginnt von vorne.“
„Und kein Gott? Weißt schon, so eine Person.“
„Nein, mein Sternchen. Ich glaube nicht an einen Gott.“
„Das wird Frau Wilhelm aber nicht gefallen. Sie glaubt an einen Gott.“
„Ich denke, dass Frau Wilhelm um die Vielfältigkeit der Ansichten weiß. Sonst hätte sie euch nicht diese Aufgabe gestellt.“
„Papa!“
„Ja, Kleines.“
„Ich glaube auch an einen Gott.“
„He…, dass ist gut so! Schön, dass du deinen eigenen Glauben hast. Bewahre ihn dir.“
"Das mache ich, Papa."

_________________
Der Kopf denkt weiter als man denkt.