Der Bräunerhof
(1. Wiener Schreibtag 2004-08-28)
Der Bräunerhof ist fast leer, dabei gibts hier Musik zum Tee. Ein Trio: eine Geige, ein Piano, ein Chello. Sie spielen das Lied vom Maxim, wo ich heut' hingehe und "ganz intim" bin. Die Geige hat schon ein gewisses Alter. Das Chello ist jung und trägt Kravatte, das Piano ist fast unsichtbar hinter seinem Instrument, nur ein dunkler Haarschopf zeugt von Jugend.
An die Musik muss ich mich erst gewöhnen. Sie hat eine bisschen was von einem Werkelmann - was altmodisches und mechanisches. Als der Chellist ein Stück von Strauss spielt, habe ich das Gefühl, er wird bald weinen.
Ich mag die Lampen in ihrer Klarheit und die Kleiderständer. Die ersteren lassen die Kugeln hängen, die zweiten strecken sie ihnen entgegen.
Erstere sind größer, zweitere kleiner aber dafür mehr.
Wenn erstere zweitere treffen, gehen erstere zu Bruch und zweitere stehen im Finsteren. Darum ist es besser, zweitere bleiben am Boden und erstere an der Decke.
So ist die Bestimmung.
Das Piano war übrigens weiblich.
Anmerkung: Das Cafe Bräunerhof ist ein Wiener Kaffehaus mit Literatenvergangenheit: Alfred Polgar, Hugo von Hoffmannsthal - es hat auch mich ausgehalten :)
Zuletzt geändert von orinoco am Di 31. Aug 2004, 00:49, insgesamt 1-mal geändert.
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