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 Betreff des Beitrags: Re: Der Gott, der Harley Davidson heißt
BeitragVerfasst: Fr 8. Apr 2005, 19:42 

...Er war ein ganzer Kerl, hart im Nehmen- nach außen und innen butterweich und darum schlotterten doch ein ganz klein wenig seine Knie. Natürlich hätte er das nie zugegeben- er war ein Mann! Und Männer zeigen keine Schwäche und keine Gefühle und überhaupt, er wußte welches seine Freiheiten waren und niemand mußte ihm das sagen. Und während er in seinen Wegen des Lebens mit seinem Gott der Freiheit immer weiter in die anbrechende Nacht hineinfuhr, verstand er plötzlich. Er verstand, daß nur seine Gedanken und sein Gefühle die Wege seines Lebens und seines Sinnes waren. Nirgends würde er so viel Freiheit finden, wie er selber die Straßen und Wege der Verletzungen in sich trug und niemals würde er das Gefühl haben anzukommen, wenn er selber an seinem Zuhause vorbei fährt. Soviel Freiheit willst und brauchst du, wie du Schmerzen ertragen mußtest... denn vor ihnen versuchst du zu fliehen...

Copyright by Birgit Marie Nessel 2005


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 Betreff des Beitrags: Der Gott, der Harley Davidson heißt
BeitragVerfasst: Fr 8. Apr 2005, 19:42 

Der Gott, der Harley Davidson heißt

Was bedeutet Freiheit? Vieles und manchmal sogar nichts. Aber ein Stück davon liegt im Gefühl auf einer Harley zu sitzen, das Geräusch beim Gasgeben zu vernehmen und die Vergänglichkeit eines jeden Momentes auf der Haut zu spüren, während der Wind die Haare zerwühlt. Die Harley ist so etwas wie ein lieber Gott unter den Motorrädern. Sie ist die Krönung und sänftigt jedes einsame, verlassene und unglückliche Herz. Das sind die Momente, an denen man aufs Leben pfeift und auf die sonstige Liebe. Es zählt nur eines und das ist fahren und dann fliegen die letzten Jahre sowieso die Straßen hinunter. Straßen und Wege, genauso wie im Leben, in dem man viele Wege oder Straßen gehen kann und nie weiß, ob man heil ankommt, was passiert oder ob am Ende vielleicht doch die linke Abbiegung der letzten Kreuzung besser gewesen wäre. Man kann nie sicher sein- so wie im Leben.

Big Malto fühlte sich auch so und nie vergaß er seinen Spruch in sich hinein zu murmeln, bevor er auf sein Motorrad stieg“: Auf den Gott der Freiheit!“ Dann saß er auch schon auf der Harley und brauste in den anbrechenden Tag hinein. Denn wenn man frei ist, gibt es keinen Morgen, keinen Abend und keine Nacht... die Zeit ist unwichtig und nur der Moment zählt. Jetzt lebt er und nur das zählt. Diese Freiheit gab ihm das Gefühl weit weg zu sein von Zwängen, von Alltäglichkeiten, die den ganzen Menschen in einer anderen Dimension altern lassen. Eine Dimension, die stupide und langweilig macht und den Menschen das wirklich Schöne übersehen läßt. Dann nämlich, wenn er keinen Vogel mehr sieht, der am blauen Sommerhimmel seine Schwingen in den Stolz der Sonne zeigt, wenn er an keiner Blume mehr riecht und die Schmetterlinge übersieht, oder keinen Regentropfen, der sich an der Fensterscheibe hinunter perlt mehr bewundert. Dann sitzen die meisten Menschen in verbitterten Eintönigkeiten fest und wünschen sich die Freiheit und das Abenteuer eines Wolfes. Nur ausbrechen aus diesen Käfigen, die tagtäglich das Gleiche füttern.

Big Malto kannte die Ewigkeit der Suche nach dem Sinn und er wußte von der Vergänglichkeit jedes Momentes. Er liebte nichts mehr als diese Freiheit und doch war er im Herzen einsam geblieben. Denn all das Wunderbare und das viele Kleine, was glücklich macht, konnte er mit niemanden teilen. Er hatte so viel Liebe zu vergeben und hatte nie die Frau gefunden, der er all das geben konnte. Also fuhr er durch sein eigenes Leben. Immer und immer wieder. Kilometer für Kilometer und jeder Kilometer war ein Stück seines Lebens, war zugleich das Jetzt, war aber auch vergangen und die Zukunft. Nichts steht still und jeder Millimeter Asphalt war ein Bruchteil seiner Lebenszeit, die gerade noch Zukunft war, dann JETZT war und im nächsten Augenblick schon hinüber ging zur Ewigkeit und diese Ewigkeit war seine ganz eigene Geschichte. Seine Lebensgeschichte, die er selber schrieb und mit seiner Harley durchfuhr wie mit dem Finger auf einer Landkarte. Jeder Mensch schreibt seine eigene Geschichte, ging es ihm durch den Kopf. Er merkte in all seinen Gedanken nicht, wie es anfing zu regnen. Immer stärker wurde der Regen und bald konnte er nichts mehr sehen. Verdammt, dachte er, hier kann ich nicht halten- mitten auf der Autobahn. So stark hatte er noch nie einen Regen erlebt. Es war, als ob sich das ganze Dach des Himmels über ihn ergoß. Als ob sich alle Wolken auf einmal über ihn ausregneten. Und auf einmal fühlte er sich gar nicht mehr frei, er mußte sich dem Wetter fügen. Noch nie hatte er nachgegeben- egal, ob Regen oder starker Wind. Aber irgendwas war diesmal anders. Nun streikte auch noch seine Maschine. Gerade noch konnte er auf den Seitenstreifen fahren, als neben ihm ein Blitz einschlug. Einfach so- mitten auf der Autobahn. Ihm wurde immer komischer zumute. Und der Wind malte Buchstaben an den Regenhimmel“: Die Freiheit bist du!“
So ein Quatsch, dachte er. Ich bin wohl verrückt. Und schon war alles verschwunden, wie er das dachte. Ist wohl die viele Einsamkeit, ging es ihm durch den Kopf. Und mehr schlafen muß ich in Zukunft.

...


Zuletzt geändert von Gast am Fr 8. Apr 2005, 19:45, insgesamt 1-mal geändert.

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