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 Betreff des Beitrags: Das Eichhörnchen
BeitragVerfasst: Mo 17. Okt 2005, 10:32 
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Registriert: Di 6. Sep 2005, 11:38
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Aus dem Urlaub zurück, Zefira, und noch voller Natureindrücke, da passt dein Eichhörnchen gut zu meiner Stimmung. Ich guck noch genauer drüber, weil das, was du über das Pflegeheim schreibst, an einigen Stellen nicht ganz zu meinen Heim-Erinnerungen passt. Was mir gut gefällt, das ist diese Verknüpfung Natur/Zyklus/Eichhörnchen mit dem, was im Pflegeheim passiert.

LG

polli

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S. J. Lec


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 Betreff des Beitrags: Re: Das Eichhörnchen
BeitragVerfasst: Mi 19. Okt 2005, 20:01 
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Registriert: Di 6. Sep 2005, 11:38
Beiträge: 1543

Also, ein paar Fragen bleiben bei mir offen, Zefira:
Was genau geschieht mit dem Bewohner im weißen Bett? Bewegt sich dort nichts, weil er still auf seinen Tod wartet? Oder braucht er das Bett nicht, weil er zunächst munter am Fenster steht und das Eichhörnchen beobachtet und erst später bettlägerig wird? Warum wird das Bett zum Schluss nicht wieder belegt?

Und dann hat mich noch das frei zugängliche Fenstersims beschäftigt. In meiner Vorstellung müssen dafür zunächst die Fensterflügel weit geöffnet werden. Geht das im Pflegeheim? Ich denke an Demenzkranke, die besser kein Fenster weit öffnen sollten. Kann sein, dass meine Erinnerung eine einseitige ist, ich kenne nur geschlossene Stationen und solche für Schwerpflegebedürftige, stickig-warm und mit ewig geschlossenen Fenstern.

Ich vermute, dass mir meine Erinnerung einfach in die Quere gekommen ist und die eigentliche Eichhörnchen-Erzählung überlagert hat.

Herbstliche Eichhörnchen-Grüße

polli

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S. J. Lec


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 Betreff des Beitrags: Re: Das Eichhörnchen
BeitragVerfasst: Do 20. Okt 2005, 22:54 

Hm, erst mal allen vielen Dank für die Kommentare.

Der Text über das Eichhörnchen ist Teil eines Zyklus, den ich nach und nach erweitere. Alle Texte haben etwa die gleiche Länge und handeln von einem Tier. Sie sind nicht als Erzählungen "gemeint", sondern eher als Kurzprosa mit einer gewissen Abstraktion von der Einzelsituation.

Ich könnte das noch genauer erklären, aber das führt wohl zu weit. Mit der Situation in dem Pflegezimmer ist jedenfalls nicht die Situation eines einzelnen Kranken in einem ganz bestimmten Pflegeheim gemeint, sondern sozusagen die Situation des "In-den-Tod-Hineinschlafens" an sich.

Deshalb habe ich alles vermieden, was aus der allgemeinen Situation eine spezielle machen könnte, wie etwa: Die Pflegerin macht das Fenster auf, legt ein paar Nüsse auf das Fensterbrett und macht es gleich wieder zu, damit der Kranke nicht hinausfällt. Das ginge zu sehr ins Einzelne. Wichtig ist nur: Ein Mensch liegt lange unbeweglich im Bett, die Besucher werden weniger und stiller, und irgendwann ist das Bett leer.

Meine Tierszenen sind fast alle nach diesem Prinzip geschrieben: entweder ein individuelles Tier vor einem verallgemeinernden Hintergrund (wie hier) oder umgekehrt das "Tier-an-sich" in einer Einzelsituation.

Das hört sich furchtbar theoretisch an, aber ich glaube, im Verbund mit den anderen Texten gelesen, stellen sich die Fragen nach der speziellen Situation in dem Pflegeheim nicht. Deshalb die Erklärung. In diesem Punkt genauer zu werden, würde aus dem Text wohl eine Erzählung machen, aber dann wäre er für die Serie unpassend.

Ich muss wohl etwas klarer herausbringen, dass der Bewohner des Zimmers von Anfang an im Bett liegt. Danke allen!

Liebe Grüße
Zefira


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 Betreff des Beitrags: Re: Das Eichhörnchen
BeitragVerfasst: Sa 22. Okt 2005, 15:43 
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Registriert: Sa 6. Sep 2003, 14:45
Beiträge: 9330
Wohnort: in Schwaben

liebe zefira,
seit langem schleiche ich um deine geschichte. heute habe ich mir endlich zeit genommen zum lesen.
der gegensatz von bewegung (eichhörnchen) und bewegungslosigkeit (heimbewohner in seinem bett) ist sehr gut herausgearbeitet. und während draußen in der natur die bewegung nur vorübergehend abnimmt, hört sie innen, hinter den scheiben, völlig auf. im frühjahr beginnt sie in der natur neu (haselnußtriebe) - in dem gebäude aber ist das bett immer noch leer.
(wenn man etwas auszusetzen haben könnte an deiner geschichte, dann dies: heimbetten sind selten länger als einen tag leer. die wartelisten sind so lang, daß meist sofort ein neuer bewohnereinzieht.)

du erzählst sehr dicht und strukturiert. das gefällt mir, so kann ich gut folgen. deine sprache ist klar und doch poetisch.
unter den vielen sätzen, die mich ansprachen ist einer, der besonders hängen bleibt:

<p><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Quote:</font><hr> Über Straßen und Wege springen sie wie rote Kommas in einem Satz aus warmer Luft. <hr></blockquote></p>

der ist einfach nur genial! dieser und andere sätze machen deine geschichte zu einem lesegenuß, von dem ich gerne mehr hätte. (zeigst du uns den ganzen zyklus? ich würde mich sehr freuen!)

zu deiner überlegung im letzten posting: ich denke nicht, daß du deutlicher sagen mußt, daß der heimbewohner im bett liegt. das wird für mich sehr klar ersichtlich schon in diesem absatz:

<p><blockquote><font size="1" face="Verdana, Arial">Quote:</font><hr> Die Leute hinter der Scheibe stoßen einander an und zeigen lächelnd auf das Fenster, und im Hintergrund leuchtet ein weißes Bett, in dem sich nichts bewegt. <hr></blockquote></p>

die leute, die sich bewegen, sind für mich besucher, ein bewegungsloser bewohner liegt in seinem bett im hintergrund.
mag sein, daß das für mich so rauskommt, weil ich selbst schon im altenheim gearbeitet habe und mir solche szenen nicht unbekannt sind (wie auch der ganze ablauf, den du schilderst, mit weniger werdendem besuch usw.).

soweit mein eindruck von deiner geschichte. und wie gesagt: gerne mehr davon. <img src="http://www.ottolenk.de/smileys/yes.gif" border="0">

lieben gruß,
kathrin

_________________
Lieben Gruß,
Kathrin smiley_1:

----------------------------------

dem wort anheim fallen...


Zuletzt geändert von Claire.delalune am Sa 22. Okt 2005, 15:44, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Eichhörnchen
BeitragVerfasst: Sa 22. Okt 2005, 22:43 

Liebe Kathrin,

vielen Dank für Deinen Kommentar! Ja, Du hast Recht, leere Zimmer werden sofort wieder belegt. (Meine Mutter ist in einem Pflegeheim gestorben; ich kenne den Betrieb selbst ein wenig ...) Hier habe ich die Realität ein bisschen umgebogen, damit sie besser zur Geschichte passt. Denn das Statische des leerstehenden (und zumindest eine Weile leer bleibenden) Bettes wollte ich unbedingt drin haben.

Ich zeige gern bei Gelegenheit noch mehr meiner Tierporträts. (Ein Wunschtraum von mir wäre, irgendwann einen Verlag zu finden, der sie bebildert herausbringt, in Zusammenarbeit mit einem richtig guten Zeichner ... ach je, träum weiter <img src="http://www.ottolenk.de/smileys/24.gif" border="0"> ).

Vorläufig schreibe ich sie einfach gern, und manchmal macht meine Tochter eine Zeichnung dazu.

Danke nochmal!

lG, Zefira


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