das schlimmste an der neuen rechtschreibung ist die aussprache (betrifft einen hessen besonders!) nun haben wir drei (die rechtschreibung, deren aussprache und ich) uns in den letzten jahren zu arrangieren gelernt. das alltägliche geht verhältnismäßig gut über die lippen, einen einfachen brief bekommt man gerade noch so geschrieben. bei ersterem hilft teils die ausrede (bin halt ein hesse – ha, ha,) beim zweiten hier und da der duden. aber nun dies:
muß-ß+ss=muss
jahrelang stand ich vor dem spiegel, hauchte mir einen um den anderen kussmund auf meine spiegelbildlichen lippen, bis es endlich saß. ich war in der lage, die speziellen s-laute in sprache umzuwandeln. das muß war ein muß, weder ein muss, noch ein "gott bewahre" mus. und nun? spreche ich laut der neuen rechtschreibung, denken die menschen, welche an meine aussprache gewohnt, ich hätte einen sitzen, erste anzeichen von alzheimer oder schlimmeres. mein muß wird nun, ins neusprachliche verkehrt, nach einem unfall klingen. einem entfernten verwandten vom kuss, nuss, oder was auch immer.
was bleibt zu tun? ich muß…verzeihung, ich muss mich neu erfinden. in eine sprache hinein, die mir vollkommen fremd, muß…verzeihung, muss ich neue formen der verständigung für mich erschließen. vielleicht ein wenig mehr mit händen und füßen, weniger mit dem mund. oder gewisse worte verlieren, so, als wären sie nie existent gewesen. das ist es. daran muß…verzeihung muss, nein, daran werde ich arbeiten.
_________________ Der Kopf denkt weiter als man denkt.
Zuletzt geändert von Otti am Mi 2. Aug 2006, 11:59, insgesamt 1-mal geändert.
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