frage ? zeichen
ich hatte den morgen schon geküsst. oder war es den tag ? vielleicht ja auch die nacht.was weiß ich. so gegen halb vier muss es gewesen sein. ja, ich denke halb vier. oder doch nicht ? ist auch egal. ich trage schon lange keine uhr mehr am handgelenk. weil, da ist kein platz. ich mag nichts mehr an den handgelenken tragen. ausser... erinnerungen. und alle anderen zeitmesser, die man uhren nennt, hatte ich auch abgehängt. ich brauchte ja den platz für die worte. du weißt schon, die auf den fünfunddreissig wänden. diese schier unendlichen wörter und buchstaben. rückwärts geschrieben hatte ich sie. ja, schier unendlich und doch, endlich. weil, da ist ja der punkt. irgendwo ganz oben links in der ecke.
und was ist schon zeit. eigentlich braucht man zeit überhaupt nicht. jedenfalls, es war dunkel, stockdunkel. also musste ich im dunkeln nach dem kaffee und den zigaretten suchen. und nach den tränen. die tränen waren jedoch nicht auffindbar. der kaffee auch nicht. nur die schachtel zigaretten fand ich. ich hatte mir die mühe gemacht, die holzbohlen vom fussboden herauszunehmen. schwierig das, so im dunkeln, ohne licht. nachdem ich es doch schaffte und elf holzbohlen entfernt waren, nahm ich mir erst mal eine zigarette aus der schachtel. den kaffee hatte ich immer noch nicht gefunden und das letzte streichholz wollte ich nicht opfern um ihn zu suchen. also kein kaffee. nur eine zigarette und keine tränen. die tränen. achja die tränen. gottweiß, wo ich die wieder gelassen hatte. es vergingen wohl stunden oder tage. ich weiss nicht genau, ich hatte ja keine uhren. ich denke aber, es waren eher wochen. schluss.endlich hatte ich es geschafft. so um die siebenundsiebzig holzbohlen. ordentlich gestapelt. was mich erstaunte. nein, nicht wegen dem ordentlich gestapelt. es war in diesem einen zimmer von den insgesamt sieben. das erstaunte mich etwas. in dem zimmer, wo dieses sieben mal sieben zentimeter große freie feld ist. mitten zwischen den langen wortreihen. und es starrte mich an. in diesem zimmer also nun, lagen die fünfmeterlangen holzbohlen. siebenundsiebzig. auf jeder unterseite der bohlen hatte ich mit einem messer meinen namen eingekerbt. wohlbemerkt im dunkeln. ohne einen kaffee und ohne tränen. daneben eine zahl. ich glaube ich werde die zahlen abschreiben. ja ich schreibe sie ab. ich werde sie auf den fünfunddreissig wänden zwischen die wörter und buchstaben schreiben. irgendwie bekomme ich die noch dazwischen. so hoffe ich. und in das freie feld auf der wand im siebten zimmer, werde ich all diese fragezeichen reinschreiben. die fragezeichen, die ich unter den siebenundsiebzig holzbohlen fand, nachdem ich sie entfernte. ja, die fragezeichen werden dort ihren platz finden. ich muss mich nur beeilen, weil... es wird bald schon wieder dunkel.
Zuletzt geändert von Sternenpferd am So 12. Nov 2006, 13:11, insgesamt 1-mal geändert.
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