schliess.lich
ich hatte doch nicht geträumt. nein, hatte ich nicht. wir hatten nicht. oder doch? jedenfalls trug ich irgendwann diesen schweren alten schwarzen koffer in den keller. ziemlich mühsam, weil so viele stufen. nach unten. die kellertreppe war ein leidvolles, schier unendlich langes übel und klitschignass. ja, das war sie. gefährlich nass und rutschig. am liebsten hätte ich den blöden koffer einfach mit einem fußtritt hinuntergestoßen. aber er war ja so schwer. also trug ich ihn. nach sechsundsechzig stufen musste ich ihn abstellen. soll ich? soll ich nicht? doch. ja ich werde. ich werde ihm jetzt einen stoß verpassen. mit lautem krachen schlug er nach fünf minuten unten auf. verdammte fünf minuten. die treppe musste ziemlich lang sein. ich meine, immerhin brauchte er ganze lange fünf minuten. wahnsinn. wer solche treppen wohl gebaut haben mag. vor allem, warum? jedenfalls war es ohne den schweren koffer leichter die weiteren stufen hinabzusteigen. als ich unten ankam, sah ich den koffer mitten im raum. erstaunlich irgendwie. weil... nein, er lag nicht. er stand. ja er stand. als ob ihn jemand einfach da abgestellt hätte. ich betrachtete ihn eine weile. er bewegte sich nicht. wie sollte er auch. ein koffer. bleischwer. wie könnte sich auch ein solcher bewegen. völliger blödsinn, dachte ich. plötzlich sprang der deckel auf. einfach so. der koffer ging einfach von alleine auf und kippte nach der seite. und was herausfiel, waren tausende von schlüssel. schlüssel, schlüssel und abertausende schlüssel. es klimperte und klirrte. ein wahrer schlüsselregen. in diesem klammkalten kellerraum. ein riesenhaufen schlüssel. schlüssel in allen variationen. an den wänden entlang standen stühle. keine ahnung wie viele. sie hatten keine sitzfläche. vier stuhl beine, eine lehne. nur der einfache korpus. in den lehnen waren jeweils fünf querstreben. schätzungsweise siebenhundert stühle müssten es gewesen sein. siebenhundert stühle ohne sitzfläche mit querstreben und vier beinen. nichtmal ein stuhl mit armlehnen war dazwischen. zweitausendachthundert stuhlbeine. siebenhundert stuhllehnen. dreitausendfünfhundert querstreben und ein berg schlüssel, die aus dem aufgesprungenem koffer vor mir lagen. das erinnerte mich wiederum an den siebten raum. ich kann nicht sagen warum. aber es kam mir in den sinn. hatte ich dort etwas geschrieben? geschrieben von schlüsseln und stühlen ohne sitzflächen? ach, ich weiss es nicht. mag sein. irgendwo zwischen den buchstaben und wortreihen. vielleicht stand da etwas von stühlen und schlüsseln. vielleicht auch bei den fragezeichen? jedenfalls machte ich die türen auf. die schranktüren, um genauer zu sein. die türen eines alten schrankes, der zwischen den siebenhundert stühlen mit den dreitausendfünfhundert querstreben und ohne sitzflächen stand. verwunderlich. der schrank war nämlich nicht abgeschlossen.
Zuletzt geändert von Sternenpferd am So 12. Nov 2006, 18:31, insgesamt 1-mal geändert.
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