<b>kopfüber und umgekehrt</b>
also stellte ich mich auf den kopf. ja ich stand da, vor diesem schrank und betrachtete ihn kopfstehend. eigentlich änderte sich nichts, rein garnichts an dem schrank selbst. er hing einfach so da. obwohl, wunderte es mich doch, dass nicht einmal der jahrhundertalte staub auf dem deckel herunterrieselte. nein, er blieb einfach hängen. der schrank war innen aufgeteilt in mehrere fächer. ich schätze, es waren mindestens dreiunddreissig. jedes fach hatte einen spiegel an der hinteren wand. in jedem fach lag eine weisse feder. wozu nur ? also spiegelrückwände und federn. man stelle sich das alles umgekehrt vor. also ich meine, kopfstehende bilder von diesem schrank mit den dreiunddreissig fächern, mitsamt den federn darin und die rückseiten verspiegelt. warum nur blieb der staub auf dem deckel. nein, eigentlich ist er ja unter dem deckel. es kamen fragen auf wie: ist denn nicht alles einfach oder zweifach federleicht ? kann denn alles und spiegelndes so federleicht sein ? woher kommen die federn ? wer hat sie in den schrank gelegt und wieso sieht man dann eigentlich zwei federn ? natürlich zwei, denn sie werden ja gespiegelt von der rückwand in jedem fach. dreiunddreissig federn mal zwei macht sechsundsechzig federn. ein schrank, unverschlossen innen mit dreiunddreissig fächern, spiegelrückwänden und federn. und ich. immer noch kopfstehend davor.
all diese lebens.spuren...
bedeuten doch punkte nicht ein ende oder gar den schluss, sondern einen anfang. beschriebene wände. buchstabe um buchstabe. rückwärts geschrieben. punkte und schier endlose wortketten in siebenmeterlangen sieben zimmern auf fünfunddreissig wänden. das siebenmalsiebenzentimeter kleine feld mittendrin mit seinen fragezeichen. fenstern und türen so rot wie blut. mit seiten aus einem sinnlosen, einfachen abreißkalender. einhundertfünftausend wörter oder auch mehr. und die verlorenen tränen zwischen siebenundsiebzig, fünfmeterlangen holzbohlen, auf denen mein name und daneben eine zahl steht.
die ver - schriebenen briefe. in tausend fetzen beschriebenes. im zickzack, im wirrwahn - sinniges oder un.sinnig ? diese ver.dammten wege und ein koffer neben den träumen. doch wozu noch schlüssel ? schlüssel, die aus einem verschlossenem koffer fallen. alles steht offen. selbst koffer voller schlüssel öffnen sich von alleine. sie öffnen sich alleine, wenn man sie nur anstösst. koffer voll mit schlüsseln, die man eigentlich gar nicht braucht. oder doch ? dabei braucht man doch nur eine verdammte lange treppe nach unten. und zwischen den stühlen steht da so ein schrank. ein schrank, völlig unverschlossen. sind wir wieder beim schliessen und schlüsseln.
ich sags ja... ein schrank, unverschlossen mit dreiunddreissig innenfächern, die rückseitig verspiegelt sind und in jedem dieser fächer man anstatt einer, zwei weisse federn sieht. ein schrank zwischen, sagen wir, siebenhundert stühlen ohne sitzflächen mit dreitausendfünfhundert querstreben, vier beinen ohne armlehnen. betrachtenswert. aber was hat es mit den gespiegelten federn auf sich ?
kopfüber und umgekehrt, das alles nur so am rande...
Zuletzt geändert von Sternenpferd am Sa 10. Feb 2007, 19:34, insgesamt 1-mal geändert.
|