„Papa!“ „Ja, mein Sternchen!“ „Wir haben uns heute in der Schule über unsere Träume unterhalten. Unser Lehrer sagte, dass Träume oft Schäume seien. Wie hat er denn das gemeint?“ „Hmmm. Lass mich überlegen. Komm, setz dich. Ich erzähl dir eine Geschichte.“
Es war einmal ein kleiner Regenwurm namens Träumerchen. Von frühester Jugend an überschlug sich unser Träumerchen in Gedankenpurzelbäumen, wenn es daran dachte, was es einmal alles tun würde. „Wenn ich groß bin“, sagte es beispielsweise, „werde ich der erste Regenwurm sein, der sich durch die ganze Welt gräbt.“ Oder auch: „Bald schon werde ich die gefrorene Erde durchbohren und in Wurmlinien über das Eis schlittern.“ Mutter Regenwurm pflegte dann meist zu antworten: „Das hast du alles von deinem Onkel Fridolin. Hätte der dir nicht immer solche Flausen in die Glieder gesetzt.“ „Ein Elend ist das, ein Elend“, pflegte sie meist noch hinzuzufügen. Doch am meisten konnte sich unser Träumerchen freuen, wenn es sich diesen Satz sprechen hörte: „Und wenn ich dann ganz ganz groß bin, werde ich fliegen“. Mutter Regenwurm antwortete hierauf stets mit einem lang gezogenen: „AAAAACCCHHH. Du, mein liebes Träumerchen, trägst deinen Namen zu recht.“ So verging die Zeit, doch Träumerchens Träume blieben. Eines Tages nun klopfte der Regen auf die Erde und unser Träumerchen bohrte sich mit seiner Mama an die Oberfläche und rief: „Herein“, worauf eine Amsel diese Einladung wörtlich nahm und sich den kleinen Kerl in den Schnabel steckte. Auf dem Weg in den Himmel blickte Träumerchen auf die Erde hinunter und rief seiner Mama zu: „Siehst du, was hab ich dir gesagt? Ich fliege, ich fliege, ich fliege.“
„AAAAACCCHHH!“ „Sagtest du was, Sternchen?“ „Nein, nein. Ich hab nur laut gedacht.“
_________________ Der Kopf denkt weiter als man denkt.
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