Du sprachst darüber. Dass wir nur uns selbst haben. Dass wir uns nur ein paar wenige Lebenssekunden lang selbst haben. So ganz und gar. Und dass wir uns in diesen Momenten ängstigen, so fremd erscheint das Bild. Wie zum Beweis wischst du über den Spiegel. Schaust tief hinein, scheinst zufrieden. Die Summe des Lebens, sagst du, ist die Erkenntnis des Nicht-Seins. Darüber hinaus, sagst du, darüber hinaus, gedacht, gesprochen, geschrieben, gäbe es nicht/s. Es sei eine Flucht. Eine Flucht vor der Angst vor uns selbst. Ich schaue dir bei deinen Worten über die Schulter. Schaue in den Spiegel, sehe dich nicht, nur eine gespenstige Gestalt, die sich für den Bruchteil einer Sekunde selbst sieht und flieht. Hab keine Angst, sagst du zum weggewischten Ich. Der Schmerz dauert nur ein Leben lang.
© Otto Lenk
_________________ bye, bye, my I
|