Du! Was denkst du eigentlich über die Situation in Afrîn? Also eigentlich nicht du. Mehr ich. Ei die weil mich das jemand gerade gefragt hat. Und weißt ja wie das ist. Willste ja nicht blöd da stehen. Also sagste was. ‚Was soll man da sagen‘? ‚Wie? Willste etwa sagen, dass das da gut ist, in Afrin‘? ‚Nein, nein! Iss schon Scheiße, aber was willste machen‘? ‚Ach, biste auch so einer‘! ‚Nee, nee…bin ich nicht. Aber da müssen andere was machen‘. ‚Ja klar! Immer schön die anderen machen lassen. Aber die Klappe aufreißen, von wegen wie Scheiße das in Afrin ist‘. Das, werte Leser, ist der Augenblick, an dem man sich fort wünscht. Weit weg, oder zumindest um die Ecke. Ei die weil da könnteste Handy raus und nach Afrin googeln. Aber ich bin hier. Ein Land schließe ich aus. Afrin…Land? Nee! Eine Stadt, ein Bezirk, ein Landstrich, oder? Keine Ahnung. Was bleibt ist die wissend fragende Miene. Von wegen ‚ich weiß ja auch nicht‘. Himmelhergott! Warum lese ich auch immer nur den Sportteil? Na ja…eines ist sicher. Afrin ist kein Fußballer, geschweige denn ein Verein. Aha! Jetzt hat mein Hirn ein Ausrufezeichen in den Schaltkreisen entdeckt. ‚Also…was denkst du eigentlich über die Situation in Afrin‘? ‚Iss Scheiße. Aber die eigentlich Frage ist doch: Wer trägt die Schuld‘? Na toll. Hätte ich doch nur nichts gesagt. Jetzt hilft nur noch der Sprung ins kalte Wasser. ‚Eigentlich sind wir doch alle Schuld an der Situation in Afrin, oder‘? ‚So isses. Wir tragen alle Schuld daran‘! Puh…gerade noch mal gerettet! Bevor er mich fragen kann, was ich gegen die persönliche Schuld tun will, verabschiede ich mich mit dem Hinweis, dass ich was zu tun habe. Was ich ihm nicht sage ist, dass ich nach Hause eilen werde um nach Afrin zu googeln.
_________________ Der Kopf denkt weiter als man denkt.
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