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Oh, liebe Brüder und Schwestern. Ich möchte euch berichten…berichten von einem Wunder. Das Wunder lautet: Wie aus Otti der ergebene Freund und unermesslich große Fan von „Bruce Allmächtig“ wurde. Und das Wunder geht so. Euer treuer und ergebener Freund fuhr mit seinem Weib voller Vorfreude (mochte er doch die Musik von Bruce schon immer sehr gerne) am gestrigen Abend nach Frankfurt um zu hören, ob Bruce Springsteen denn in Wahrhaftigkeit seine, also meine, Vorfreude mit noch größerer Freude ausfüllen könne. Vor und in der Halle trafen wir auf viele Jünger von Bruce. Sie trugen T-Shirts, auf denen sie sich als eben diesen Jünger bekannten, priesen darauf die Anwesenheit bei früheren Konzerten ihres Meisters oder trugen ganz im Sinne ihres Herren, eben die Kleidung, in die man Bruce so gekleidet sieht. Baumfällerhemden, Jeans...halt voll die wilde Natur. Wir kamen uns vor, als seien wir irrtümlicher Weise in einem Holzfällercamp, oder schlimmer noch, unter lauter Wilden und Fährtensucher (natürlich auch Marlboro rauchende Cowboys) gelandet. Uns konnte Bruce nicht so schnell beeindrucken. 8000 Zuschauer. 7998 Vorgeblendete. Zugegeben. Das Bühnenbild war nicht schlecht. Da hingen einige Kronleuchter über einem an Jazz-Bars in New Orleans erinnernden Ambiente. Klavier, Orgel, Contrabass, Tuba, Saxofon, Trompeten, Geigen, Banjo, Schlagwerke verschiedenster Natur, Akkordeon, Flöten, Gitarren, standen herum, und wartenden darauf, zum Leben erweckt zu werden. Das wurden sie dann auch. Aber es dauerte. Denn als der Meister und seine 16 Mitstreiter die Bühne betraten, war erst einmal Erdbeben angesagt. Die 7998 Zuschauer mussten ihrem großen Bruce „Allmächtig“ applaudieren, und das in einer Art und Weise, dass die altehrwürdige Festhalle in ihren Grundfesten erzitterte. Überlagert wurde dies von einem Chor aus „Bruce“ Rufen, der in etwa klang, als würde sich eine Büffelherde auf einer Stampede befinden. Bruce, Bruce, Bruce. Dies klang zwischen all dem Trampeln und Klatschen teils wie Muhhss.
Ich meinte noch zu meinem Weibe, dass sich die 7998 ganz schön kindisch benähmen. Aber dann ging es endlich los. Ohne viel Blabla.
Jesse James erklomm die Bühne und von diesem Augenblick an, oh meine Brüder und Schwestern, war es um den kleinen Ottilie geschehen. Da war etwas auf dieser Bühne, was ich in dieser Form nie zuvor vernommen. Eine ekstatische Freude, solch eine Lust an der Musik, dass ich mit offenen Ohren und Augen dasaß und mit jedem neuen Ton die Welt um mich herum vergaß. Es war alles und mehr. Gospel und Blues, Jazz und Folk, Rock und Country. Die gesamte amerikanische Musikgeschichte, gespielt von Musikern, die allesamt so groß waren, der jede/r einzelne ein eigenes Konzert verdient hätte. Und auf einmal saß keiner mehr auf seinem Hintern. Alle 7998 Zuschauer, + die Zwei, die bis dato nichts von ihrer Blutsbrüderschaft mit dem Bund der Brucegemeinde wussten. Da standen wir und klatschten, sangen und tanzten, und nach jedem Song schrieen wir unser „Bruce“ in den Raum. Es waren so viele unvergessliche Momente. Als Springsteen etwa sein „My City of Ruins” spielte. Anfänglich ganz leise und zärtlich, dann immer drängender werdend, mit einem Gospelchor, der die Engel zum Winen brachte. Oder mein Lieblingssong der neuen CD: Mrs. McGrath. Die große Trommel, die Flöten. Fast meinte man, Irland riechen und schmecken zu können. Tränen. Am Ende…es gab übrigens einige an diesem Abend, der kein Ende nehmen wollte, studierten wir gemeinsam den Yankee Doodle ein. Was für eine Show :) Und bevor der 8000-Männer-und-Frauen-Chor losdonnern konnte, meinte der Boss, da wäre noch jemand, der gerne ein wenig mitspielen und -singen würde. Plötzlich stand Wolfgang Niedecken (BAP) auf der Bühne und der fünfzehnminütige Wahnsinn begann. Alle 18 Musiker standen mit ihren Instrumenten am Bühnenrand,und wir, wir sangen und klatschten uns in einen Rausch. Zum ersten mal im Leben hatte ich keine Gänse- sondern eine Straußenhaut. Vom kleinen Zeh bis hoch in die Haarwurzeln. Das Lied steigerte sich in Höhen, die ich nie für möglich gehalten hätte…und ganz oben angekommen wurden die Instrumente plötzlich leiser und leiser, und Musiker für Musiker verbeugte sich vor uns und verließ die Bühne. Wir sangen weiter und applaudierten. Der Boss saß am Klavier. Die Füße auf die Tasten gelegt schaute er uns allen zu und trank ein Bier. Als seine Mitstreiter die Bühne verlassen hatten stand er auf, verbeugte sich und ging. Oh, liebe Brüder und Schwestern. Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die nicht erklärbar sind. Am wenigsten wohl unsere Gefühle. Die vom gestrigen Abend kann ich kaum erzählen, nur erfühlen. Aber es sind eben diese "erfühlten Momente", die unser Leben so großartig und einmalig machen.
Danke Bruce!
_________________ Der Kopf denkt weiter als man denkt.
Zuletzt geändert von Otti am Fr 19. Mai 2006, 08:14, insgesamt 1-mal geändert.
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