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 Betreff des Beitrags: Re: jetzt gerade
BeitragVerfasst: Do 9. Sep 2021, 22:22 
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schaue ich auf den Tag zurück. Zwei Autofahrten am Steuer nach fünfzehn Jahren Pause (mit wenigen Ausnahmen) hinbekommen. Alle Handreichungen, Telefonate, Bestellungen auch zur Zufriedenheit. Zwar ist die Mattigkeit nun groß, aber auch das Wundern über die eigene, noch mögliche Steigerung an Leistung und Liebe.


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 Betreff des Beitrags: Re: jetzt gerade
BeitragVerfasst: Do 9. Sep 2021, 22:58 
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Gut so!

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 Betreff des Beitrags: Re: jetzt gerade
BeitragVerfasst: Fr 10. Sep 2021, 09:07 
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Es wird ja oft gesagt, daß man mit den Herausforderungen wächst, und daß man mehr schafft, als man selbst sich zugetraut hätte - gut zur hören, liebe Bess. Aber da fällt mir ein, daß ich es auch seit langem habe schleifen lassen, ich fahre kaum noch selber, man muß sich bereithalten. smiley_49:

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 Betreff des Beitrags: Re: jetzt gerade
BeitragVerfasst: So 19. Sep 2021, 11:03 
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Man wächst mit den Herausforderungen ...
Ich habe das Vorzelt Abbauen mit minimaler Hilfe (nur bei den großen Zeltteilen habe ich Hilfe in Anspruch genommen) ganz gut hinbekommen. Nur das Hungerstillen danach wurde zum Problem. Meine Mutter hatte immer das Essen fertig, wenn ich vom Duschen kam ... Einmal bekam ich eine Spende: selbstgefangene Forelle, die der Angler selbst nicht wollte, war nach dem Duschen vorbereitet. Den anderen Tag habe ich mir eine Pizza geholt. Sowas mache ich sonst nie.
Das mit Wohnwagen Fahren hat auch gut geklappt nur zum Ankuppeln musste ich die Hilfe der Feuerwehr (der Helfer ist bei der freiwilligen Feuerwehr) in Anspruch nehmen. Jahrzehnte lang hat mich keiner an das Steuer gelassen, wenn der Wohnwagen am Auto hing ... und jetzt ?...

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 Betreff des Beitrags: Re: jetzt gerade
BeitragVerfasst: So 19. Sep 2021, 17:56 
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Da kann man mal sehen. smiley_86: Dann können wir uns ja gegenseitig ermutigen. Ich habe gerade gelernt, wie man einen Radwechsel an meinem Dreirad macht - nach zwei Platten und keiner Seele, geschweige denn Werkstatt weit und breit. Jetzt habe ich immer ein Reserverad und Werkzeug im Korb dabei und fühle mich viel sicherer. Es war reine Faulheit, wie ich zu meiner Schande gestehen muß. smiley_82: So reißt das ein, wenn man jemanden "für´s Gröbste" hat.

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 Betreff des Beitrags: Re: jetzt gerade
BeitragVerfasst: So 19. Sep 2021, 22:08 
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steht wieder das Auto auf dem Erledigungszettel für Einkäufe weiter weg. Ich wachse wieder rein. Aber niemand kann mich dazu zwingen, Autofahren gern zu mögen!
:mrgreen:


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 Betreff des Beitrags: Re: jetzt gerade
BeitragVerfasst: Mo 20. Sep 2021, 10:41 
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wir werden auf unsere alten Tage noch richtig fit im Selbermachen ...

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 Betreff des Beitrags: ein bläulicher Schmerz
BeitragVerfasst: Mi 29. Sep 2021, 12:40 
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streiche ich Feuchtigkeitssalbe auf die trockene Haut. Meine Beine. Wie oft habe ich in Romanen die bläulichen Beine, Schenkel mit Besenreißern, dicken Adern gelesen. Selt-sam, immer waren es die Frauen, deren Beine im Alter beschrieben wurden. Nie die Männer. Halt stopp, ein Roman fällt mir ein, in dem die Protagonistin alle Seiten hindurch dem Mann das Tragen eines Kompressionsstrumpfes ankreidet, dieses alte, wie sie meint, inaktive Bein beschreibt. Immer ist mich beim Lesen der geäderten, schlaffen Altersbeine der Frauen Ekel angekommen, diagonal lesen, schnell weiterblättern. An das erste Buch mit dem Schildern einer alten, gebrechlichen, bettlägerigen Mutter muss ich denken, eine niederländische Autorin. Es war in der Zeit der Frauenemanzipationsbewe-gung. Die Befreiung vom schnürenden Büstenhalter. Und dies Buch, das Alter und Tod einer Mutter beschreibt. Eine Tochter, die den nackten Körper bis hin zum spärlichen Schamhaar ansieht, sachlich und – wie ich fand – dennoch mit einer Art verwunderten Mitgefühls. So ähnlich fühlte ich mich. Der Bruch eines Tabus. Eine Nackte. Eingeübt von Kindheit an: das Wegsehen. Und nun Hinsehen bis zur Scham. und die weißlichen Beine mit den vielen dunklen Flussdeltas.
Bei jeder Darstellung dieses Altersphänomens fühlte ich mich erschreckt und zugleich voll ohnmächtigen Zorns. Warum geschah uns das?! Reichten nicht die Zeichen der Falten, der schlaffen Oberarme, der Wülste rundum.
Ich überlegte, ob es etwas besser machte, wenn ich diese Veränderungen auch bei Männern so explizit aufgereiht fände.
Nichts hat sich geändert. Die Schilderungen stoßen mich noch immer ab und machen mir weh. Nur jetzt, jetzt gehöre ich selbst zu dieser bläulichen Altersgruppe. Und noch ist es so, dass ich etwas zurückschrecke vor diesem Anblick, dieser Tatsache und zugleich wehmütig und traurig bin.


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 Betreff des Beitrags: Re: jetzt gerade
BeitragVerfasst: Do 30. Sep 2021, 11:54 
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gerade jetzt frage ich mich ...

Wann werden wir Frauen lernen, unseren Körper und die Spuren seiner Vernutzung durch ein langes Leben für selbstverständlich zu nehmen?
Mein Onkel, der Kleinbauer und Waldarbeiter, hat sich über die Schwielen und Narben an seinem durch schwere körperliche Arbeit, Krankheit, Verletzungen und jahrelange Gefangenschaft in Sibirien ausgemergelten Körper keine Gedanken gemacht.
Wir Frauen dagegen sind immer noch damit beschäftigt, die Spuren der Vernutzung durch das Lebens zu verbergen, zu verwischen, zu vertuschen, zu beseitigen und vorallem uns dafür zu schämen. Arbeit, Schwangerschaft, Geburt, Kinderaufzucht dürfen an uns keine Spuren hinterlassen, weil wir lebenslang von der Angst getrieben sind, dann - wem? - nicht mehr zu gefallen. Milliardenindustrien leben äußerst komfortabel von dieser Angst.

Ich gehöre nicht zu denen, die eine besondere Ehre und Stolz verbunden sehen wollen mit Lebensleistungen, die allen Menschen abverlangt werden. Man muß auch nicht sich selbst und seinen Körper geradezu lieben dafür, daß er diese Leistungen vollbrachte, aber wie wäre es wenigstens mit einer gelassenen Selbstverständlichkeit gegenüber den selbstverständlichen Erscheinungen des Alterns.

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 Betreff des Beitrags: Re: jetzt gerade
BeitragVerfasst: Do 30. Sep 2021, 18:47 
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muss ich noch etwas loswerden: wie gut es ist, im Gespräch zu sein! So fällt mir auf, dass ich noch genauer etwas herausformulieren muss, das noch in dies Kapitel gehört.
Am schmerzlichsten ist (überhaupt nicht nämlich) nicht der Verlust an „knackiger Schönheit“ oder Jugend. Am tiefsten trifft mich die Veränderung meines Ichs. Diese befremdlichen Zeichen an mir. Ich möchte stabil sein, mich an mir festhalten, mir vertrauen können. Diesen Wandel, der immer wieder neu damit verbunden ist, verkrafte ich nur schwer. Das hat nichts mit dem Alter zu tun. Es ist, als werden mir Eigenschaften einer Fremden auferlegt.
Ja, ich weiß, ich muss mich dareinfinden. Aber ich darf es verdammt schwer finden.
(und ergötze mich derweilen an neu entdecken Wörtern: Reibsatte und Schnaupe)


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 Betreff des Beitrags: Re: jetzt geradeUnd wollen wir
BeitragVerfasst: Do 30. Sep 2021, 19:52 
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könnte man sich fragen: was ist ein Ich, und kennen wir es denn überhaupt? Ist es nicht eigentlich unauslotbar und nur in in jenen Teilen erkennbar, die durch die Lebensereignisse ans Tageslicht herausgefordert werden? Und wollen wir so genau wissen, was alles in uns angelegt ist und wozu wir im Zweifelsfalle fähig wären, in der einen wie in der anderen Richtung? Wieviel von sich erträgt man? Absolut darf man das verdammt schwer finden, denke ich. Wie weit sind wir mit uns bekannt? Und wie oft müssen wir das Bild ändern, ergänzen, das wir von uns hatten? Ja, das wäre schön, wenn man sich selbst über den Weg trauen könnte ...

Obendrein noch zwei neue Wörter, ich kannte weder Reibsatte noch Schnaupe - eine Art Mörser, sehe ich? Wie bist du drauf gekommen?

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 Betreff des Beitrags: Re: jetzt gerade
BeitragVerfasst: Fr 1. Okt 2021, 23:32 
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Reibsatte und Schnaupe ... es gibt bei facebook eine Buch- und Papiergruppe, alles ums schöne Buchbindehandwerk. Da sind mir die Wörter begegnet. Mit Nachdenken fiel mir auch ein, dass ich das Wort "Satte" für Schüssel, Schale einmal gehört hatte. Nur mit dem 'Reib' zusammen wird es so fremd.
Und Schnaupe ... Schnauze als größere Ausbuchtung im Gesicht beim Tier liegt nah. Schnauben fiel mir auch ein, aber keine Verbindung.

Ja, die Sache mit dem Ich.
Über die langen Jahre weiß ich eine Menge zu meinem Ich. Zum gelebten und zum ungelebten. Zum freigiebigen und zum verschwiegenen. Zum vergatterten, unter Kontrolle zu haltenden. Und über viele Facetten, die auch durch die Zeiten unterschiedlich ausgeprägt sind.
In diesem meinen Ich habe ich mich eingerichtet.
Ein gutes Gefühl, viel Sicherheit, ein Zuhause, ein Nest.
Wenn sich dies Ich nun - einen Arm bricht oder einen Fuß verstaucht, verursacht es Erschütterung in meinem Heimat- und Sicherheitsgefühl.
Ich hänge an meinem Ich. Ich mag es. Ich habe es lieben gelernt.

(Jaja, natürlich kenne ich die klugen Philosophen und Psychologen und Schriftsteller und Kartenlegerinnen. Nichts ist sicher außer dem Wandel. Ein oft hinterher geschlossenes, manchmal bitteres Fazit.)


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 Betreff des Beitrags: Re: jetzt gerade
BeitragVerfasst: Fr 1. Okt 2021, 23:47 
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Die Sequenzen mit dem „Gerade jetzt“-Einstieg schreibe ich noch nicht lange. Aber mir fällt auf, obwohl doch auf den Moment, auf die Jetztzeit Bezug genommen, der Schwerpunkt gelegt ist, dienen sie dem Gedächtnis, sich an Vergangenes zu erinnern. Im besten Fall vielleicht: zusammenzufassen. Seltsam, das.

Gerade jetzt laufen beschwipste oder bekiffte Jugendliche johlend am Haus vorbei. Gegenüber ist eine Shishabar. Ich sehe die nassen Straßen, höre den leisen Regen. Herbst. Die meisten Balkonblüten sind vergangen, die Kapuzinerkresse hält noch knall-orange dagegen, die kleinen Blüten der Bretagnesalbeipflanze, die Wandelröschen. Aber die Sicht durchs Grün ist lichter geworden. Ich vermisse ein Licht auf dem Gartentisch. Ob ich die kleinen Birnchen, die mit Batterie leuchten, zum Adventsschmuck gepackt habe? Die brauche ich als kleinsten Lichtblick dort gegen das Dunkel.


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 Betreff des Beitrags: Re: jetzt gerade
BeitragVerfasst: Mo 4. Okt 2021, 16:02 
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gerade jetzt
macht mir das Älterwerden zu schaffen
steigt Angst in mir auf
wenn ich höre
wer den Kampf gegen den Krebs
aufgenommen oder verloren hat
gerde jetzt
hoffe ich noch
das Älterwerden zu verzögern
noch eine gute Zeit geniessen zu können
gerade jetzt
träume ich mich
jung und gesund

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 Betreff des Beitrags: Re: jetzt gerade
BeitragVerfasst: Mo 4. Okt 2021, 20:22 
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Liebe Mai Britt,
da treffen wir beide uns. Diese Zeit des Alterns. Nicht den Augenblick aus dem Sinn zu verlieren, ihn zu gestalten, genießen. Alles nicht leicht. Aber das Träumen, da hast du so recht, das Träumen bleibt uns und gibt uns Schönes zurück oder als Vorschuss auf die Tage!
Lieben Gruß,
die Bess


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