<a target="_blank" href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/1f/Carl_Spitzweg_043.jpg/331px-Carl_Spitzweg_043.jpg">http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/1f/Carl_Spitzweg_043.jpg/331px-Carl_Spitzweg_043.jpg</a>
Es zwickt und zwackt in einer Tour. Sagt an, was soll ich tun, wenn selbst Doctore mit den Schultern zuckt. Der Schmerz ist nicht platziert, er scheint mir mehr ein rechter Wandersmann. Erst gestern zwickte er durchs linke Nasenloch, bis hoch ins tiefste Nebenhöhlenlabyrinth. Und heute zwackelt er im rechten kleinen Zeh. Durchzuckt die Nervenstränge, und er, der Zeh, er tanzt mal auf, dann wieder ab, wie wild. Man könnte lachen, bedächte man den Ernst der Lage nicht, doch ich bedenk und denk für mich, dass wohl mein Arzt ein schlechter ist. Er hilft mir nicht, er ist wie all die andren auch. Die Schröpferzunft und Salberei, die Narretei in weißer Kluft. Ich hasse ihre kluge Scheißerei. Erst kürzlich… …ich lag dahingerafft im Hospitale, von einer Zwirbelei in den Gedärmen arg gepresst, kam zur Visite ein ganzes Rudel derer an mein Bett. Sie fragten mich nach meinem Wohlbefinden, ob denn auch alles in meinem Sinne sei. Mitnichten! Und so begann ich meine Diagnose, gab den einen und auch den andren gut gemeinten Rat. Fragte, wie lang sie denn schon ihre Titel trügen, wenn überhaupt. Worauf sie sich im engsten Kreise trafen, in sorgenvollste Muschelnuscheltönerei getaucht. Darin zerfielen alle Silben. Was blieb, das waren ihren ernsten ~wie sollen wir es ihm nur sagen~ Blicke. Als sie geendet, ging die ganze weiße Lämmerschar, bis auf einen, der wohl ihr Sprecher war. Er schaute mich verlegen an, beschrieb ein Blatt Papier, umarmte mich und klopfte Zuversicht auf meine schmalen Schultern. Dann reichte er das Blatt und ging. ~Es ist ein seltenes Gewächs, namens Moliere, ~ stand dort. ~Erst jetzt entdeckt, noch kaum erforscht, am Ende tödlich wohl. Ich könne gehen,wann immer mir danach, zu nutzen jeden Tag, der mir verbliebe~ Ich war geschockt, wie ihr euch denken könnt. Das war es also schon? Kein Haus gebaut, kein Weib gefreit, kein Kind gezeugt und keinen Baum gepflanzt. Es hieß, die knappe Zeit zu nutzen und ging am gleichen Tag. Kämpfte mich durch Bücher, tausend wohl. Doch nirgendwo, in keinem Almanach der Medizin, fand ich Moliere. Die Ärzte lächeln milde, mir zum Trost. Doch nichts weiß mich zu trösten, wo doch der Tod so nah. Die Apokalypse gebar den fünften Reiter, und ich bin wohl ihr ~schaut nur, wie er sich quält, so arg, so arg~ Seitdem sind Wochen nur vergangen. Die Wunden, die Moliere mir schlägt sind tief. Morgens, gebeugt vom Schmerz, schlürf ich zum Fenster, denk: Heute, ja heute wär´ der rechte Tag.
_________________ Der Kopf denkt weiter als man denkt.
Zuletzt geändert von Otti am Mi 8. Mär 2006, 10:29, insgesamt 1-mal geändert.
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